Nachdem ich am Vortag mit Celtic die eine der beiden Koryphäen im schottischen Fussball begutachten durfte, ging es heute im kleinen Städtchen Dingwall weiter. Hier hatte mit den Rangers nämlich der zweite grosse Club aus der Hauptstadt sein Auswärtsspiel auszutragen. Mit Ross County, das seinen Namen der gleichnamigen Region verdankt, spielt der nördlichste Proficlub des Vereinigten Königreichs die Rolle des Gastgebers. Mit dabei meine Wenigkeit, die nach erholsamer Nacht die halbstündige Fahrt von Inverness in Richtung Norden auf sich nahm. Nebst der unverkennbaren Landschaft fällt mir dabei vor allem eine hohe Diversität an Tieren auf. Gänse, Hasen, Pferde, Kühe, Schafe und Hochlandrinder. Da zieht manche Kleintierhandlung im Direktduell den Kürzeren.
Am Zielort angekommen, musste ich sogleich die Kapuze hochziehen, um mich vor dem fiesen Wind zu schützen, ehe ich den Weg zum Mitchell Hill in Angriff nahm. Dieser birgt nicht nur einen Wachturm und Friedhof, sondern weiter eine ideale Sicht auf den Meeresarm und das Umland. Auf dem Friedhof finden sich diverse Grabsteine in der Form des Keltenkreuzes, wobei diese mit der historischen Geschichte und nicht mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht werden. Zurück im Talboden visierte ich den direkt am Ufer liegenden Victoria Park an, wo mein Ticket bereitlag, das zu einem mittigen Platz auf der Haupttribüne berechtigte. Von meiner Sitznachbarin erntete ich grosses Staunen (so habe ich es zumindest aufgefasst), als ich ihr auf die Frage, was ich hier mache, im Schnelldurchlauf von meinem Hobby erzählte.
Für die vom Abstieg bedrohten Hausherren ging es heute um wichtige Punkte, was auch das Publikum in den Highlands verstand und das Stadion mit 6’541 Zuschauern bis auf den letzten Platz füllte. Fairerweise muss gesagt sein, dass knapp ein Drittel davon den Gästen die Daumen drückte. Untergebracht auf der neuen Hintertortribüne, sorgten die vielen Fans unter der Leitung der Union Bears teilweise für einen ansprechenden Lärmpegel. Die Ultragruppe ist das exakte Pendant zur Green Brigade vom Vortag. Auch meine Meinung dazu bleibt dieselbe – England lass das Ultrà sein! Auf dem Rasen erarbeiteten sich die Rotblauen einen 1:2-Auswärtssieg, der durch einen verwandelten Penalty der Gastgeber in den Schlussminuten enger aussieht, als er war.
Für mich bedeutete der Schlusspfiff die Rückreise nach Inverness. An jenem Provinzflughafen passierte ich wenig später die einzige (!) Sicherheitsschleuse und landete eine gute Stunde später in London. Einen Schlafplatz bot mir Adam an, ein Kumpel, der am Londoner Kings College studiert. Am nächsten Tag bringt mich das Flugzeug zurück in die Schweiz. Im Gegensatz zum Opi im Sitz neben mir, der sich auf seinem iPad vergebens im Flugsimulator probierte, landet unser Pilot die Maschine sicher. Damit gehört eine erste gelungene Reise im neuen Jahr der Vergangenheit an.