Die Schweiz ist wohl das einzige Land Europas, in dem es möglich ist, sich mit einem Platz in der Mitte der Abschlusstabelle für die Europa League zu qualifizieren. Trotzdem bringt es mein Herzensclub aus St. Gallen Jahr für Jahr fertig diese gute Ausgangslage zu verspielen. So gilt es für Grün-Weiss mit dem „zweiten Joker“ zu stechen und der Ostschweiz den Cupsieg und die damit verbundene Europa-League-Qualifikation zu schenken.

In diesem Jahr treffen die St. Galler im Viertelfinal auf das fünftklassige Buochs, ihrerseits das einzige Team, das im Wettbewerb noch ohne Gegentreffer dasteht. Höchste Zeit diese Chance zu nutzen, denn der Sieger sollte in einem Monat Krösus Basel zuhause zum Halbfinal-Showdown empfangen. Dies war bereits bekannt, da die Partie zwischen Buochs und St. Gallen unter einer wettertechnischen Absage in der Vorwoche litt. Da diese Absage erst am Spieltag erfolgte, hatte ich eine Anreise in die Innerschweiz mitsamt Übernachtung bereits geplant und so einmal mehr Geld für Fussball in den Sand gesetzt. Nach dem Ärgernis suchte ich eine Alternative für den Mittwochabend und fand diese mit dem Léman-Derby zwischen Lausanne und Servette praktisch vor der Haustür. Im Stadion traf ich auf Philip und seine Kompanie aus dem Breisgau uns es folgte ein kurzweiliger Abend, der die Spielabsage schnell vergessen machte.

Am nächsten Mittwoch sollte es schliesslich mit einer Durchführung klappen und erschien am Nachmittag pünktlich am Treffpunkt in Bern. Dort warteten bereits Samuel und sein Kumpel auf mich, kurze Zeit später stiess noch ein weiterer Kollege hinzu und die Fahrgemeinschaft war komplett.

Dass es überhaupt zu dieser Konstellation kam, war einem grossen Zufall geschuldet: Als ich von der Spielverschiebung erfuhr, machte ich mich auf die Suche einer neuen und billigeren Unterkunft, da mein Budget nach der Vorwoche arg gebeutelt war. So entschied ich mich für die Nacht in der Berner Altstadt abzusteigen, wo ich dank Airbnb eine preiswerte Schlafmöglichkeit fand. Die Übernachtung war nötig geworden, da es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur späten Stunde nicht mehr bis nach Lausanne gereicht hätte.

So kam ich nach der Buchung mit Vermieter Giuliano in Kontakt und es stellte sich heraus, dass er ursprünglich auch aus St. Gallen stammt. Als Fussballfan wollte er wie ich auch nach Buochs, war durch die Neuterminierung aber verhindert und offerierte mir seinen Platz im Auto dreier St. Galler Studienkollegen, die ebenfalls in Bern leben. Damit war auf der zweistündigen Fahrt in den Kanton Nidwalden für Gesprächsstoff gesorgt und es stellte sich gar heraus, dass die Jungs aus demselben Stadtteil stammen und die gleiche Schule wie ich besucht hatten.

Vor Ort trennten sich unsere Wege, da ich noch ein Ticket besorgen musste und später zu meinen Freunden stand, die direkt aus St. Gallen angereist waren. Diese geizten auf der Hinfahrt offenbar ebenfalls nicht mit dem Alkoholkonsum und so entwickelte sich ein kurzweiliger Abend. Auf dem Feld trugen die St. Galler glücklicherweise ihren Anteil dazu bei und besiegten die Gastgeber überraschend diskussionslos mit 0:5. Dieser verzeichnete mit 4’400 Zuschauern übrigens einen Platzrekord. Allgemein mag der Sportplatz Seefeld mit der kleinen Tribüne zu gefallen, schliesslich liegt er direkt am Ufer des Vierwaldstättersees und manch ein Gästefan setzte sich während der Halbzeitpause ans Ufer und genoss die Aussicht.

Nach dem Spiel traf ich mich wieder mit Samuel und Co. und es ging zurück nach Bern, wobei ich froh war auf dem Rücksitz schlafen zu dürfen. Danke nochmals! Unweit meiner Bleibe liess mich das Trio raus und Giuliano nahm mich in Empfang. Seine Einladung auf eine Partie FIFA lehnte ich dankend ab und legte mich schlafen, da es am nächsten Morgen bereits vor Sonnenaufgang zurück in die Romandie und direkt zur Arbeit ging.