Es sind keine Herzen! Ein Vierteljahrhundert habe ich in falscher Gewissheit gelebt. Die roten Symbole auf den weissen Streifen im Logo des SC Heerenveen sind in Wirklichkeit die Blätter einer Seerose. Der Club orientiert sich dabei am Wappen der Provinz Friesland und gilt denn auch als Verein aller Friesen, was viele Fans aus dem Umland anlockt und die grosse Rivalität zu Cambuur Leeuwarden aus der eigentlichen Hauptstadt der Provinz erklärt. In Leeuwarden distanzieren sich die Fans in fussballerischer Hinsicht nämlich nicht nur vom Rivalen, sondern auch gleich vom gesamten Friesland.

Vielleicht gibt es wegen der zahlreichen Umlandfans derart viele Parkplätze rund um das Stadion in Heerenveen. Auch unser Trio – das nebst Mitfahrer Michael um den in Rotterdam lebenden Ex-St. Galler Marty angewachsen ist – fährt aufgrund Zeitdruck direkt am Stadion vor. Zwar ist dieser Platz denjenigen vorenthalten, die vorab ein «Parkingticket» gekauft haben, in der Not wird nun aber der Joker des ahnungslosen Touristen ausgespielt. Eine Rolle, die mir mittlerweile behagt, heute aber gar nicht gebraucht wird. Mit einem freundlichen Lächeln werden wir nämlich von einem älteren Herren auf das Areal gewunken. Auf meine Nachfrage hin meint er nur, wer von so weit anreise, für den mache er gerne eine Ausnahme und lässt uns kostenlos passieren.

Bereits von aussen erinnert das Stadion, das nach dem einstigen niederländischen Nationalspieler Abe Lenstra benannt ist, mit seiner Dachkonstruktion an ein englisches Exemplar. Diese Mutmassung bestätigt sich im Stadioninnern. Vorher aber gilt es den Corona-Irrsinn zu überstehen, der hier im Norden Hollands darin gipfelt, dass Personen mit Schweizer Impfnachweis sich vorab testen lassen müssen, da bei nationalen Veranstaltungen einzig ein 3G-Nachweis im holländischen Corona-App akzeptiert wird.

Beim Einlass sind die Verantwortlichen dann derart auf diesen Nachweis fokussiert, dass sie prompt vergessen, das Matchticket zu kontrollieren. Natürlich kannten wir diese Umstände nicht und hatten uns vorab artig drei Tickets für die Haupttribüne gesichert. Einzig Michael gelang es, das sträfliche Verhalten an anderer Stelle auszunutzen und sich in der Pause in den VIP-Bereich zu schleichen.

Für eine Gemeinde mit 50‘000 Einwohnern – Heerenveen erhielt nie Stadtrechte – kommt das Stadion äusserst geräumig daher und bietet jedem zweiten Einwohner einen Platz. Trotz bescheidenem Palmarès mit dem Pokalsieg 2009 als einzigen Titel besitzt Heerenveen eine breite Fanbasis. Auch an diesem regnerischen Nachmittag sind es 16‘000 Zuschauer, welche die 1:3-Niederlage ihrer Mannschaft vor Ort mitverfolgen. Dabei beginnt die Partie aus Sicht von Heerenveen ideal, als 2-Meter-Mann Henk Veerman die Gastgeber mit seinem dritten Tor im dritten Spiel früh in Führung bringt. Unterstützt von einer jungen Fanszene vermag Alkmaar das Spiel aber direkt auszugleichen und in der zweiten Hälfte komplett zu drehen. Der Sieg ist zum Schluss verdient, da mit AZ die aktivere Mannschaft gewinnt, die im Friesland mit Ex-Nationalspieler Bruno Martins Indi und Siem de Jong, dem älteren Bruder von Barcelona-Spieler Luuk de Jong, angetreten ist.