Wiederum ein glücklicher Zufall wollte, dass ich das Krienser Kleinfeld noch wenige Spiele vor seinem Umbau besuchen darf. So wurde dem SCK im Schweizer Cup nämlich mein Quartierverein SC Brühl zugelost und die Partie auf dem Mittwochabend gelegt. Da der Herzensverein vom anderen Ende der Stadt erst tags darauf in Zürich antreten sollte, ergab sich nun also die Möglichkeit für den Spielbesuch. Dies aber auch nur, weil ich am heutigen Mittwoch durch einen «lokalen Feiertag» von meiner Arbeit befreit war.
Umso schöner die Tatsache, dass in Luzern seit neustem mein ehemaliger Nachbar Marty wohnt und wir uns somit wieder einmal treffen konnten, zumal er sich auch einen freien Tag arrangierte. Während der Tageszeit also in der Innenstadt Luzerns flaniert, die augenscheinlich von japanischen Touristen in Beschlag genommen wird, wo wir mitunter dem Bourbaki Museum einen Besuch abstatteten. Hier ist neben einer informativen Ausstellung zum deutsch-französischen Krieg das einmalige Werk von Edouard Castres ausgestellt. Der Künstler war zur Zeit des Krieges im Jahre 1871 selber als freiwilliger Helfer für das Rote Kreuz im Einsatz. So kam es, dass er zusammen mit Ferdinand Hodler und neun weiteren Malern ein 112 Meter langes und 12 Meter hohes Panorama-Rundbild anfertigte, welches eine Ankunftsszene im Val de Travers zeigt. Darauf ist unglaublich eindrücklich die Internierung der französischen Armee unter der Leitung von Charles Bourbaki durch die Schweizer Armee zu sehen, nachdem die geschlagenen Franzosen in die Schweiz abgedrängt wurden. Rund 87’000 Soldaten strandeten also im Jura, die meisten von ihnen ihn Les Verrières. Nach der Verabschiedung der Genfer Konventionen sah sich die Schweiz nun also verpflichtet, die unterlegene Streitmacht mit nicht viel mehr als grosser Zivilcourage zu pflegen. Sie blieben knapp sechs Wochen in der Schweiz, ehe sie wieder den Heimweg antraten. Es war der erste grosse Prüfstein für das Rote Kreuz, welches wenige Jahre zuvor vom Genfer Henri Dunant ins Leben gerufen wurde.
Mit einer Besuchsempfehlung beende ich diesen kunst-/kulturellen Exkurs. Da noch ausreichend Zeit vorhanden war, sparten wir uns den beschwerlichen Weg nach Kriens und fuhren per Zug lediglich bis zur Messe Luzern. Von hier sind es eine knappe halbe Stunde Fussmarsch zum Austragungsort, denn wir nach einer ausgedehnten Degustation an der zufällig stattfindenden Gewerbemesse in Angriff nahmen. Vor dem Stadion angekommen, nahm ich meinen Presseausweis in Empfang und nach dem Begrüssen einiger mir bekannter (und natürlich völlig überraschter) Akteure der Gäste, setzten wir uns auf die gepolsterten Bänke der Haupttribüne. Kriens kann als sehr angenehme Ausnahme im Schweizerischen Amateurfussball angesehen werden. Stets sind hier nämlich Fans, rund um die SCK Supporters, um Stimmung bemüht und auch ansonsten machte die ganze Veranstaltung einen sehr professionellen Eindruck. Ebenfalls erwähnenswert die rund fünfzig Anhänger aus dem Brühler Lager, die jedoch grösstenteils dem familiären Umfeld der Spieler zuzuordnen waren.
Auch auf dem Rasen zeigte sich der SCK kurz vor der Kleinfeld-Dernière auf der Höhe der Aufgabe. Die Luzerner Vorstädter dominierten die Kronen in allen Belangen und der Kopfballtreffer von meinem Nachbarn Atilà zum Ausgleich kurz vor der Pause kam mehr als überraschend. Auch nach dem Seitenwechsel waren es die Krienser, die in diesem Duell der Grün-Weissen klar den Ton angaben. Die Wiederherstellung der Führung war also nur eine Frage der Zeit. Als die anwesenden 1’200 Zuschauer schliesslich erlöst wurden, hatte auch ich die letzte Hoffnung auf ein St. Galler Derby in der nächsten Cup-Runde an den Nagel gehängt. Doch auch diesmal überraschte Brühl und konnte wenige Augenblicke vor dem Schlusspfiff wieder den nötigen Gleichstand herstellen. In der Verlängerung ging das muntere Spielchen weiter, diesmal aber endgültig mit dem besseren Ende für die Gastgeber, die sich mehr als verdient mit 5:3 Toren nach 120 Minuten durchsetzen.
Weniger kämpferisch zeigte sich übrigens der FC St. Gallen am Folgetag im Zürcher Letzigrund, wo er neben der roten Laterne in der Liga nun auch noch ein Out im Achtelfinal des Schweizer Cups zu verzeichnen hat.