Die ostwestfälische Grossstadt gehört zu den Orten, die ich ohne Fussball wohl nie besucht hätte. Gr(o)und Nummer Fünfzehn in der zweiten Bundesliga änderte diese Tatsache und so erreichte ich nach mehr als vier Stunden Zugfahrt das Tagesziel.
Beinahe hatte sich ein Besuch in der Pfauenstadt erübrigt, als der SCP im vergangenen Frühsommer sportlich in die Regionalliga abstieg. Der ungebremste Fall aus der Bundesliga bis in den Amateurfussball konnte nur dank der fehlenden Lizenz der Münchner Löwen verhindert werden. Getreu dem Motto „Totgesagte leben länger“ nutzte der Sportclub seine sportliche Reinkarnation und stieg direkt wieder in Liga zwei auf.
Seine Heimspiele trägt der SCP in einem Stadion aus, dessen Schale an Lärmschutzwände erinnert und nur das Maskottchen auf dem Vorplatz unterscheidet die Arena vom nebenan liegenden Möbelhaus. Im Innern findet der Stadiongänger erhöhte Tribünen, wie man sie aus Holland kennt, sowie zwei Hintertorseiten, die erfreulicherweise vollständig in Stehplätzen gehalten werden.
Einen Teil davon bevölkern die rund zweitausend Gäste aus Bochum, die seit der Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft ohne die Unterstützung und Koordinierung der Ultras auskommen müssen. Ich verstehe deren Beweggründe, zumal ich mich ebenfalls zu den Gralshütern der Vereinsidentität zähle; finde die Wirkung eines Boykotts aber verfehlt, wenn man die Spiele trotzdem besucht und nach gefühlt drei Monaten in einem fadenscheinigen Communiqué die Wiederaufnahme des Supports erklären wird.
Im sportlichen Bereich gelang dem VfL in einem animierten Spiel vor 12’518 Zuschauer der Führungstreffer just vor dem Pausenpfiff. Was vielfach als psychologischer Nachteil bezeichnet wird, entpuppte sich in diesem Falle als komplettes Gegenteil. Nach dem Seitenwechsel folgte ein Doppelschlag der Gastgeber, ehe die Bochumer zum 2:2 auszugleichen wussten. In den Schlussminuten hatten beide Mannschaften mehrere Chancen zur Siegessicherung, es sollte jedoch beim gerechten Unentschieden bleiben. Für mich ging es indes mit dem Zug über die Nacht weiter an die Ostsee.