Nach eindrucksvollen und faszinierenden Ausflügen in die Felsenstadt Petra und die Wüstenwildnis rund um das Wadi Rum standen am Samstag zwei Spiele in der Hauptstadt Amman auf dem Programm. Bis in die Nachmittagsstunden hatten Flavio und ich die acht Kilometer von unserem Hotel über die Altstadt bis zum Stadion, das nach König Abdullah II. benannt ist, zu Fuss hinter uns gebracht.

Dabei bekamen wir durch die ungewöhnliche Marschroute vor allem ärmliche Quartiere, in die sich kein Tourist verirrt, zu Gesicht. Jede unbebaute Stelle wird in dieser überraschend steilen Gegend von Ziegen als Weideplatz genutzt. Dabei fällt es offenbar nicht nur den Tieren schwer, zwischen dem Abfall auf dem verdorrtem Boden noch grüne Grashalme zu entdecken.

Am Stadion angekommen, erwarben wir für je drei Dinar – keine fünf Schweizer Franken – zwei Karten für die Gegentribüne, schliesslich sollte die überdachte Haupttribüne als einzige Charakteristik der Spielstätte auf den Bildern zu sehen sein. Die dafür notwendige Kamera fand den Weg ins Innern allerdings erst nach langer Diskussion und mit dem Versprechen, sie auf keinen Fall zu benutzen.

Im Innern nervte ich mich im Gespräch mit Flavio über die mediale Psychose, unter der im Nahen Osten doch einige Vertreter zu leiden scheinen. Meine Stimmlage und die fremde Sprache machte unseren Sitznachbarn auf uns aufmerksam und es entwickelte sich ein Gespräch. Sumos und Saddam, er selbst nannte verschmitzt seinen Namensvetter bei der erneuten Nachfrage seines Namens, waren zwei Fussballfans aus Salt. Wir waren also im Gästeblock gelandet, was zum Glück nicht weiter schlimm war – im Gegenteil, Sumos und Sadam luden uns gar zum Tee ein und erzählte viel Interessantes. So zum Beispiel, dass der Capo soeben die zahlreich mitgereisten Al-Salt-Fans gebeten hatte, während dem Spiel auf Fluchwörter zu verzichten; schliesslich zahle der Verein eine allfällige Strafe für verbale Entgleisungen selbst. Saddam versuchte uns weiter die Regel bezüglich ausländischen Spielern im Kader zu erläutern und stellte sich dabei als geografisches Genie heraus, als er nach langem Nachdenken die einzigen beiden dunkelhäutigen Akteure eindeutig dem Herkunftsland „Afrika“ zuzuordnen wusste.

Wie bereits beim ersten Spiel „kümmern“ sich wieder unverhältnismässig viele Polizisten um die anwesende Fanschar. Von den rund 400 Zuschauern drückt der Grossteil den Gästen die Daumen und unterstützt sie lautstark. Dennoch geht das Spiel mit 1:0 zuungunsten von Al Salt aus, die uns mittlerweile als Fans adoptiert hatten. Sumos lud uns gar zu sich nach Hause ein und wollte uns bekochen, da er sich laut eigenen Aussagen nach der kleinen Tortur am Einlass besonders gegenüber mir dazu verpflichtet fühlte, etwas für das Image von Jordanien zu tun.