Die Insel zieht mich immer mehr in ihren Bann! Die Stadien und deren Umfeld strahlen in England eine Magie aus, die mich einfach anzieht und so reisten Nachbar Flavio und ich an einem Wochenende nach Sheffield.

Und auch wenn aus Sheffield nicht die sportlichen Grössen der Premier League kommen, beherbergt die Stadt eines der bekanntesten Stadien der Welt: Hillsborough. Ein Name, der sinnbildlich für die grösste Tragödie in der Geschichte des Fussballs steht. 1989 war das Hillsborough Austragungsort des FA-Cup Halbfinals zwischen Liverpool und Nottingham Forest. Ein fataler Entscheid, ein weiteres Tor zu öffnen, führte zum Tod von 96 Liverpool-Fans an den Zäunen im vollen Block. Der ganze Vorfall wurde im Taylor Report ausführlich aufgearbeitet und ist der Hauptgrund, wieso in England in den obersten zwei Ligen Sitzplätze zur Pflicht gehören.

Knapp 26 Jahre später fliegen Flavio und ich an einem Freitagabend nach Liverpool. Am nächsten Morgen reisen wir mit dem Zug in zwei Stunden früh weiter nach Sheffield, um neben dem Fussball weitere Aspekte aus der Arbeiterregion Englands mitnehmen zu können. Sheffield hatten wir nach einer knappen Stunde aber gesehen. So hart es auch klingen mag, aber diese Stadt ist einfach nur ein karger Fleck auf Englands Karte. Zurück am Bahnhof entschieden wir uns für einen Ausflug ins nahegelegene Rotherham. Der Geburtsort von Schiedsrichter Howard Webb bietet kulturell neben einem imposanten Münster zwar auch nicht viel, hat aber mit dem Millmoor eine sehenswerte ehemalige Heimstätte des Zweitligisten. Dieser Lost Ground liegt mitten in der Innenstadt und ist ein Traum für jeden Stadionfanatiker.

Zurück zum mächtigen Hillsborough, das wir nach der Rückkehr per Bus erreichten. Nach einem Abstecher zur Gedenkstätte der 96 Verstorbenen nahmen wir unsere Plätze auf der Gegentribüne ein, mit bester Sicht auf das wunderschöne Giebeldach gegenüber. Da sich Flavio erst kurzfristig als mein Begleiter entpuppte, hatte ich es nicht mehr geschafft zwei Plätze nebeneinander zu reservieren. Da wir aner mit einem Matchbesucher gesunden Menschenverstandes rechneten, sollte dieser Makel aber kein Problem darstellen. Dabei hatten wir die Rechnung ohne den Rentner neben uns gemacht, der stur auf seinen Platz zwischen uns beharrte.

Die Stimmung war relativ bescheiden, nur bei der Hymne sorgten die 22’182 Zuschauer für Gänsehaut. Aus London waren nur rund zweihundert Gästefans angereist. Fussballerisch war das Gezeigte Magerkost, da beiden Mannschaften zu viele Fehler unterliefen. Dies veranlasste Wednesday-Trainer Gray zum Ende der ersten Halbzeit Stevie May einzuwechseln. Prompt traf der quirlige Schotte mit der speziellen Haarpracht zur Führung für die Owls. Eine Viertelstunde vor Schluss glich Fulham schliesslich zum 1:1 aus. Damit entwickelte sich zum Schluss ein interessantes Spiel, in dem es beide Mannschaften verpassten, die drei Punkte für sich zu gewinnen.