Knapp dreieinhalb Jahre sind seit meinem letzten Besuch am Prager Derby vergangen. In dieser Zeitspanne sind stolze 28 Länderpunkte dazugekommen, einige davon verbunden mit grossartigen Spielen. Dem Rencontre im Stadion von Sparta kommt jedoch nach wie vor eine Pionierrolle zu. So kann jenes Duell als erste „grosse“ Partie fernab der Heimat bezeichnet werden. Und wer weiss, vielleicht hat mich diese Leidenschaft auch wegen jenem Samstag im April seither so gepackt.

Für das 288. Aufeinandertreffen der Stadtrivalen haben sich im Vergleich zum Duell im Jahre 2014 einige Vorzeichen geändert. So heisst der amtierende Meister nun Slavia Prag, während dem Arbeiterverein Sparta in den letzten Jahren kein besonderer Coup mehr gelang. Auch der Austragungsort hat sich von der Nordseite der Moldau ans Ostende der Stadt hin zur modernen „Eden Arena“ verlagert. Seit 2008 stellt sie die Heimat der Intellektuellen dar. Ein Image, welches dem Verein seit der Gründung durch Studenten nachgesagt wird. Diesem Bild haben sich auch einige Fans der Rot-Weissen verschrieben und die bekannte Zaunfahne mit der Aufschrift „Slavia Intellectuals“ angefertigt. Das Transparent hing auch am heutigen Abend gut sichtbar mittig im Heimblock. Für Aufmerksamkeit sorgte anfänglich jedoch eine Choreografie der Tribüne Sever, die mit einem übergrossen Logo den Batman ebendieser Tribüne heraufbeschwur. Im zweiten Teil wurde auf eine nicht weniger berühmte Szene aus dem Leben des Clark Kent angespielt. Die Zettelchoreo rundete die Aussage „es gäbe nur ein Herz in Prag“ ab. Im Gästeblock gegenüber, dem lediglich ein reduziertes Kontingent an Karten zugesprochen wurde, verzichtete man auf optische Stimmungsbilder. Lediglich durch eine Zaunfahne mit der Aufschrift „Anti Slavisti“ brachten die Fans ihre Abneigung dem Heimpublikum gegenüber zum Ausdruck.

Auf dem Rasen entwickelte sich eine ausgeglichene Angelegenheit, bei der den 19’084 Zuschauern kein eindeutiges Chancenplus für eine der beiden Equipe auffiel. Obschon das Stadtduell offiziell ausverkauft war, fanden sich doch einige Lücken im roten All-Seater ein. Torlos ging es in die Pause und nach dem Wiederanpfiff waren es die Fanlager, die wortwörtlich für die ersten Lichtblicke an diesem Abend unter Flutlicht sorgten. Zuerst brannten im Gästeblock eine stattliche Anzahl an Fackeln, ehe auch Slavia mit einer riesigen Pyroshow nachzog. Sparta liess es sich nicht nehmen, einige Brennkörper und Böller auf dem Rasen zu entsorgen. Über Sinn oder Unsinn dieser Aktion kann diskutiert werden. Die Spieler, darunter der ehemalige Arsenal-Akteur Tomas Rosicky, schien die Aktion jedenfalls nicht aus der Ruhe zu bringen. Während bei Sparta einige Unstimmigkeiten im Block ausgemacht werden konnten, zeigte sich Slavia geschlossen, was zusätzlich durch das Spruchband „Tausend Leben, ein gemeinsamer Weg“ untermalt wurde. Diese elektrisierende Einigkeit auf den Rängen wurde von den Slavisti mit zwei späten Treffern goutiert, sodass die Stimmung mit dem 2:0 Heimsieg nach dem Schlusspfiff ihren Höhepunkt erreichte.

Für mich bedeutete das Ende der Partie die Rückkehr ins Stadtzentrum. Nach einer kleinen Stärkung visierte ich den Bushof an, wo bereits das Gefährt bereitstand, welches mich über die Nacht unfallfrei zurück in die Gallusstadt brachte.

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