Das Wochenende rund um den Schweizer Nationalfeiertag sollte zwei Partien in Deutschland und Österreich mit sich bringen. Zuerst sollte ich den Heimauftakt der Austria miterleben, ehe am nächsten Tag ein Besuch bei Wacker in Burghausen anstehen sollte. Bald aber gab Wacker bekannt, die Auftaktpartie der Regionalliga Bayern zu verschieben. Es war nun einmal mehr an der Zeit, umzudisponieren. Und dabei brach ich meine eigenen Prinzipien. Denn ich sah, dass die Retorte aus Salzburg an jenem Wochenende den SK Rapid Wien empfangen sollte. Und wenn ich mir jemals ein Spiel des Salzburger Produkts ansehen sollte, dann gegen Rapid.

Auf die Tour sollten mich zwei Kollegen aus dem Umfeld begleiten, wobei einer davon bereits zum Auftakt wegfiel, da der gute Herr die Abfahrtszeit verschlief. Prinzipiell schreibe ich meinen Mitreisenden – wenn Verdacht besteht – am Morgen jeweils, wenn es richtig früh raus geht. Diesmal erfolgte die „Kontrolle“ allerdings schon am Vorabend, was sich rächen sollte. So ging es nur zu zweit in die Mozartstadt, wo ein hoppertechnisches Traumwochenende bevorstand. In welcher Stadt Europas haben die beiden Rivalen am gleichen Wochenende ein Heimspiel? Berlin, Hamburg, Sevilla? Salzburg!

Die Anreise gestaltete sich dank dem Bayern-Ticket äusserst kostenfreundlich. Nach Ankunft in Salzburg ging es für uns direkt weiter nach Schwanenstadt, das kurz vor Linz liegt. Dort sollte die von Fans ins Leben gerufene Austria ihr erstes „Heimspiel“ im Profifussball bestreiten. Der Makel mit dem Exil trat ein, da der Stadionumbau in Salzburg nicht bis zum Saisonstart erfolgte. Lange Zeit galt das näher gelegene Vöcklabruck als Ausweichstätte, nach den Tumulten rund um das Pokalspiel gegen Sturm Graz hat die Gemeinde aber eine weitere Zusammenarbeit abgelehnt.

In unser Zugabteil setzten sich auch zwei Austria-Fans, die es fertig brachten, ohne Fahrkarte ausgestattet beim Kontrolleur statt einer Busse sogar noch einen ermässigten Preis für das Ticket auszuhandeln. Da bezahlen die beiden also ein Ticket ab den letzten Halt, obwohl sie seit Salzburg neben uns im Zug hocken, schaffen es mit viel Wortwitz und etwas Schwindel den Preis zu drücken und dann reklamiert einer der beiden – mit dem Bier in der Hand – noch stinkfrech über zu hohe Temperaturen im Zug.

Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir besagten Austragungsort, wo wir ungewollt Dorf-Sightseeing betrieb, da das Stadion am anderen Ende der Häuseransammlung lag. Viel mehr als einen Supermarkt für den Biernachschub unserer neuen Austria-Freunde gab es allerdings nicht zu sehen. Insgesamt waren die beiden aber sehr umgänglich und ich erfuhr doch noch das eine oder andere Detail über den Club, das mir vorher nicht bekannt war. So zum Beispiel, dass der Verein bei der Gründung einst bewusst die Farbe violett wählte, um politisch neutral zu wirken und als Verein dazustehen, der für jeden ein Zuhause bietet.

An der Spielstätte angekommen, merken wir schnell, dass hier alles recht provisorisch ist, zum Beispiel, als wir die Tickets an der umfunktionierten Tierkörpersammelstelle kaufen. Charmant-makaberer Fussballflair im Salzburger Umland!

Trotz Exil fanden 2’650 Zuschauer den Weg nach Schwanenstadt. Darunter auch eine Busladung mit jungen Casuals aus Klagenfurt, die mit ihrem typisch englischen Support jedoch nicht gegen den lautstarken Heimanhang ankamen. Immerhin aus pyrotechnischer Sicht ging diese Runde an die Gäste, nach dem Fall Vöcklabruck ist dies aber verständlich, schliesslich will die Austria nicht die wohl letzte Möglichkeit auf Profifussball vergeigen. Zu lange war der bemerkenswerte Weg zurück.

Spielerisch präsentieren sich die beiden Aufsteiger zu Beginn ebenbürtig, allenfalls mit leichten Vorteilen für die Klagenfurter, was ihnen praktisch mit dem Pausenpfiff die Führung beschert. In Abschnitt zwei folgt anfangs eine Druckphase der Gastgeber, die prompt zum 1:1 führt und den Lautstärkepegel auf eine ansprechende Höhe anschwellen lässt. Anschliessend haben beide Seiten Chancen auf den Lucky Punch, es bleibt jedoch beim gerechten Unentschieden im Stadion Vor der Au, wo lediglich die Haupttribüne nicht aus provisorischem Stahlrohr besteht.

In Salzburg nur die Austria!