Saisonfinale in der Oberliga Nord der Nordost-Staffel. Im Fernduell mit der Hertha aus Zehlendorf geht es für den zweitplatzierten SV Lichtenberg 47 am letzten Spieltag um den Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga. Entsprechend gross ist an diesem Frühsommertag das Interesse am Quartierverein aus dem 11. Berliner Bezirk.

Mit 1010 Zuschauern herrscht eine würdige Kulisse für die fünftklassige Partie und auch das nach dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Hans Zoschke benannte Stadion kann sich sehen lassen: Nebst einem breiten Gastroangebot und der analogen Anzeigetafel sorgen von Gras überwachsene Stehstufen sowie ein alter Pin-Verkäufer mit Exemplaren aus der Zeit der DDR-Oberliga für besonderen Charme. Trotz eines erfolgreichen Schlussspurts und einem 4:2 über Neustrelitz bleiben in Lichtenberg nach dem Schlusspfiff die Feierlichkeiten aus, weil parallel auch die Konkurrenz aus dem Südwesten Berlins in Rathenow siegt. Die Enttäuschung hält sich beim kleinen Fanblock von «L47» allerdings in Grenzen und die Mannschaft wird trotz des verpassten Aufstiegs für die ansprechende Spielzeit mit Applaus in die Sommerpause verabschiedet.

Nebst dem authentischen Fussballerlebnis ist ein Besuch in Lichtenbergs Spielstätte auch aufgrund deren Lage unmittelbar neben der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit empfehlenswert. Die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstrasse gewährt hierbei einen umfassenden Einblick in die Machenschaften der Stasi, die mit grotesker Perfidität und Doppelmoral die eigene Bevölkerung während vier Jahrzehnten hintergangen, überwacht und verfolgt hatte.