Die Bundesliga macht Halt in der österreichischen Provinz. Bis vor Reiseantritt dachte ich, Matterburg sei eine Stadt von beachtlicher Grösse irgendwo zwischen Graz und Wien. Wer aber mit der kurzen Regionalbahn ab Wiener Neustadt Richtung Ungarn fährt, kreuzt lediglich ein verschlafenes Dorf mit überdimensioniertem Stadion.
So ergibt es Sinn, den Tag im nahegelegene Sopron zu verbringen. Unsere Idee teilten diverse Rapid-Fans, die bereits frühmorgens tief ins Glas starrten. In der ungarischen Brauereistadt hätte sich die Möglichkeit für einen Besuch beim lokalen Zweitligisten geboten; leider sollte die Affiche zeitgleich mit dem Spiel in Mattersburg stattfinden. Ödenburg, wie Sopron im deutschen Sprachraum genannt wird, überzeugt weniger durch die allseits präsenten Orban-Plakate und mehr durch einen historischen Stadtkern, süffiges Bier und köstliche Gulasch (Pörkölt) mit Nockerl.
Zurück in Mattersburg, das ironischerweise gar über zwei Bahnhofe verfügt, wechselten zwei Stehplatzkarten auf der Wiese zum Preis von 14 Euro den Besitzer. Die dahinterliegende Zugbrücke sorgt für einen besonderen Blickfang. So sieht es jeweils zweimal in der Stunde aus, als würde die Regionalbahn dem Stadiondach entlangfahren.
Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre und lockte stattliche 7’100 Zuschauer ins Pappelstadion, das seinen Namen den dahinterliegenden Weidegewächsen verdankt. Verglichen mit den letzten Spielzeiten zeigen die Gastgeber im laufenden Wettbewerb anständige Leistungen und sind vom Abstiegsplatz weit entfernt. Doch auch diese Tatsache macht einen Besuch beim Dorfverein für die Anhänger aus der Hauptstadt nicht attraktiver. Trotzdem fanden sich bis zum Anpfiff alle relevanten Gruppierungen inklusive Freunde aus Nürnberg (UN) und Budapest (Green Monsters) auf der Stahlrohrtribüne ein. Die gewohnt hohen Erwartungen meinerseits konnte die beste deutschsprachige Fanszene heute trotz gelungenem Fahnenintro nicht erfüllen, obwohl die Diversität an Fahnen und Schals im Block unglaublich hoch war. Auch der Auftritt ihrer Lieblinge war stimmungsfördernd, sorgte Rapid doch bereits in der ersten Halbzeit für klare Verhältnisse. Zwar kam der SVM durch einen Doppelschlag bis auf 2:4 heran, mehr war gegen den Sportklub heute aber nicht zu holen.
PS: Der Einsatz von Rapids Linksverteidiger Boli Bolingoli-Mbombo führt eine neuerliche Änderung der Liste für spezielle Fussballernamen mit sich. So reiht sich der Belgier in der illustren Reihe zwischen Angelo D’Angelo und Habib Habibou ein.