Ried ist die fussballverrückteste Stadt der Welt – zumindest an diesem Wochenende. Denn mit 5‘112 Zuschauern bei einer Stadtgrösse von 12‘209 Einwohnern (41.8%) schlagen die Innviertler gar die Marke aus dem deutschen Erzgebirge klar, wo in Aue mit 6‘280 Zuschauern theoretisch 31,5% der städtischen Wohnbevölkerung im Stadion war.

Klar ist dieser Vergleich nicht stichfest und doch unterstreicht er, dass in der kleinen Gemeinde in Oberösterreich seit Jahren eine solide Fanbasis gedeiht. So hatte ich mir denn auch für einen Besuch hier stets einen würdigen Rahmen als Voraussetzung auferlegt.

Das erste Spiel ohne Corona-Massnahmen, der Rieder Einzug in den Cupfinal unter der Woche sowie die Entscheidung im Kampf um die Qualifikation zur Meisterrunde lieferten mir gleich eine Vielzahl von Gründen. Mit dem Gegner aus Graz und seiner renommierten Fanszene waren schliesslich alle Zweifel beseitigt. Besonders die sportliche Ausgangslage versprach Hochspannung, kämpfte mit Ried, Klagenfurt sowie den beiden Wiener Klubs gleich ein Quartett um die letzten Plätze in der Meistergruppe. Die SVR hatte ein Abschneiden unter den besten sechs Teams mit einem Sieg in den eigenen Händen – mit den zweitplatzierten Grazern aber auch eine hohe Hürde zu meistern.

Entsprechend euphorisch empfingen die beiden Fanlager ihre Mannschaften zum Einlauf in der kompakten Arena. Während die Grazer Fans eine Choreografie zum Lied «Three Little Birds» von Bob Marley zeigten, brannten im Heimblock minutenlang unzählige pyrotechnische Gegenstände. Nach einem torlosen Startdurchgang ging Ried unmittelbar nach der Pause in Führung. Die Stimmung erreichte nun allmählich ihren Höhenpunkt, denn auf den Ausgleich der Grazer wussten die Rieder in der 78. Minute abermals zu reagieren. Die Hochgefühle in Schwarz-Grün währten aber nur kurz: Zwei Minuten nach der neuerlichen Führung schloss der Schiedsrichter in einem umstrittenen Entscheid den SVR-Goalie aus und der Gastgeber musste den Sieg nun in Unterzahl über die Zeit retten.

Dies klappte bis kurz vor Schluss, ehe mit Gregory Wüthrich ausgerechnet der Schweizer im Dienst der Grazer das 2:2 erzielte. Zwar warfen die Rieder in der Nachspielzeit nochmals alles nach vorn, konnten aber nicht verhindern, dass ihr Traum von der Meisterrunde mit dem späten Remis auf der Zielgeraden platzte.