Ich finde die Tennis Borussia Kult. Besonders der Name und das traditionelle Logo mit dem Adler in der Mitte gefallen mir. Seinen ungewöhnlichen Namen verdankt Tennis Borussia übrigens seinem sportlichen Ursprung. Doch bereits ein Jahr nach der Gründung 1902 kaufte man sich eine Fussballlizenz und Tennis spielte fortan nur noch eine untergeordnete Rolle – einzig der Name blieb bestehen.
Heutzutage ist der ehemalige Bundesligist bekannt für sein linksalternatives Publikum. Fussball und Politik zu trennen, ist Utopie. Oftmals wird den Fans von Tennis Borussia aber besonderen politischen Aktionismus nachgesagt, wovor ich mich im Fussball hüte. Manch eine Person bezeichnet diese Haltung als ignorant, ja gar feige. Vielleicht mache ich es mir tatsächlich zu einfach, wenn ich sage, dass mir die Polemik sauer aufstösst, wenn ich im Stadion stehe, an einem Bier nippe und schlicht das Spiel geniessen möchte. Doch wird in der Regionalliga Nordost nicht auch in Teilen Brandenburgs oder Sachsen Politik im Stadion betrieben? Oder zumindest politische Überzeugungen ins Stadion getragen? Es wäre vermessen zu glauben, dass diese am Stadioneingang abgelegt werden können. Wir tun gut daran, nicht zu pauschalisieren: bei politischem Aktionismus, bei einzelnen Fanszenen und ganzen Regionen.
Im Frühling hat Tennis Borussia den Aufstieg in die Regionalliga Nordost realisiert. An diesem Sonntag empfangen sie Viktoria Berlin – ein Duell der sportlichen Gegensätze. Für Tennis Borussia geht es um den Klassenerhalt, während die Viktoria als Saisonziel den Aufstieg in die 3. Liga proklamiert hat. Möglich machen soll dies ein Hamburger Brüderpaar, das mehrere Unternehmen in der Bau-, Finanz- und Immobilienbranche besitzt und mitunter auch in die Austria Klagenfurt aus der zweiten Liga Österreichs investiert.
Das Stadtduell lockt 1’008 Zuschauer ins Mommsenstadion, das nach dem Historiker Theodor Mommsen benannt ist. Ein Grossteil der Anwesenden bahnt sich von der S-Bahn-Station «Messe Süd» den Weg durch den Wald zum Stadion. Heute sind alle Sektoren geöffnet, es herrscht friedliche Stimmung. Am Boden sind die erlaubten Stehplätze eingezeichnet. Besonders gegenüber der altehrwürdigen Tribüne sind sie gut ausgelastet. Ob hier aufgrund der Pandemie auf stimmliche Unterstützung verzichtet oder allgemein nie gesungen wird, weiss ich nicht.
TeBe, wie der Verein von seinen Fans genannt wird, geht früh in Führung. Im Anschluss wird die Viktoria aber immer stärker. Erst gelingt ihr der Ausgleich, dann fällt gar der Führungstreffer für die Gäste. TeBe kämpft, hält tapfer mit und hätte gar ein Unentschieden verdient, muss sich gegen die abgeklärte Viktoria aber mit einer 1:2-Niederlage abfinden. Ob die Viktoria eine Bereicherung für die 3. Liga sein wird, wage ich indes zu bezweifeln.
2 Comments
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„Ob hier aufgrund der Pandemie auf stimmliche Unterstützung verzichtet oder allgemein nie gesungen wird, weiss ich nicht.“
Nicht, dass sonst bei TeBe durchgängiger Support Alltag wäre, aber akustisch geht sonst schon mehr! Tatsächlich sind Fangesänge derzeit in Berlin verboten und bei TeBe hält man sich da mehr oder weniger strikt dran, um weitere, stärkere Maßnahmen zu verhindern (anders als etwa bei Union, wo die Fangesänge trotz Verbot aber in den Medien auch thematisiert wurden).
§ 5 Abs. 8 S. 3 SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung Berlin:
„Fan-Gesänge und Sprechchöre sind zu unterlassen.“
https://www.berlin.de/corona/massnahmen/verordnung/
Herzlichen Dank für die Erklärung.