Litex Lovech, Robotron Sömmerda und Unirea Urziceni. Drei Klubs mit Namen, die ich so skurril finde, dass ich sie so schnell nicht mehr aus meinem Kopf bringen werde. Seit einem Besuch in der bosnischen Hochebene Duvanjsko Polje ist diese Liste um einen Vertreter angewachsen: den HNK Tomislav Tomislavgrad.

Dabei hat auch diese Geschichte, wie beim erwähnten Trio, namenstechnisch weitaus unspektakulärer begonnen: 1920 riefen die Gründer den Klub Tomislav Zupanjac ins Leben, wobei sie mit dem Namenszusatz dem kroatischen König Tomislav die Ehre erwiesen. Erst als die Stadt Zupanjac acht Jahre später ebenfalls seinen Namen in Tomislavgrad änderte, bekam der Klub sein Alleinstellungsmerkmal verliehen. Im Gegensatz zu den Fussballern argumentierte die Stadtverwaltung den Namenswechsel mittels einer Würdigung von Prinz Tomislav, dem Sohn von König Alexander I. von Jugoslawien.

Weil der Gedanke dahinter aber – wie beim Klub – viel eher König Tomislav von Kroatien galt, benannten die kommunistischen Behörden Jugoslawiens die Stadt nach dem 2. Weltkrieg in Duvno um. Erst 1990 wurde der Name Tomislavgrad wiederhergestellt.

Unumstritten ist hingegen Tomislavgrads Titel als höchste Stadt Bosnien-Herzegowinas, die auf 900 Höhenmetern im Winter und bei beissendem Wind viel eher an die russische Tundra erinnert. Weite trostlose Landstriche, an deren Horizont schneebedeckte Hügel in den Himmel ragen. Tatsächlich leben in dieser Gegend denn auch Wölfe und Bären. 

Ein ziemlicher Kälteschock für zwei Westeuropäer, die zuvor noch bei Sonnenschein der Karstquelle in Blagaj, den Kravica-Wasserfällen und dann auch noch dem pittoresk gelegenen Stadion im kroatischen Imotski einen Besuch abgestattet hatten.

Ähnlich überrascht ob der äusseren Bedingungen schienen nur noch die Gäste aus Kakanj zu sein, anders liess sich ihr passives Auftreten in dieser Zweitligapartie vor 200 Zuschauern nicht erklären. So konnte Tomislav Tomislavgrad beim 3:0-Erfolg seinen Heimvorteil auch ohne stimmungsvolles Ambiente allfälliger Fans ausspielen – diese sassen nämlich zu grossen Teilen hinter den Scheiben des Klubheims und warteten, genüsslich an ihrer Zigarette ziehend, auf wärmere Tage.