Hätte der Taxifahrer nicht auf dem Weg zum ersten Spiel am heutigen Tag seinen kompletten Orientierungssinn verloren, wären wir pünktlich zum Anpfiff im Stadion Torpedo gestanden. Lamentieren bringt bekanntlich nichts, gemacht habe ich es natürlich trotzdem. Immerhin wurden Xavier und ich beim Einlauf ins Stadion sogleich Zeuge der Führung für die Hausherren.

Und wie das Schicksal es wollte, blieb das 1:0 der einzige Treffer an diesem noch frühen Nachmittag. Damit gewann Torpedo Minsk den Spitzenkampf in der zweiten Spielklasse gegen die Mannschaft aus dem Vorort Smolevichy knapp. Der hier beheimatete Verein war besonders zu Sowjetzeiten erfolgreich und hat davon gleich fünf Meisterschaften zu Buche stehen. Nach (wie so oft) finanziellen Schwierigkeiten fiel Torpedo bis in die Niederungen des Amateurfussballs, aus denen sich Schwarz-Weiss in den letzten Jahren wieder schrittweise nach oben arbeitet. Mit ziemlichem Erfolg, wie sich sehen lässt. Trotz finanziellen Probleme scheint der Verein weiterhin nicht auf Eintrittsgelder angewiesen zu sein, was sich rund 370 Zuschauer zunutze machten. Diese durften sich einzig einen Platz auf der Gegentribüne auswählen, wo man als Zuseher auf beiden Seiten von den jeweiligen Fangruppierungen flankiert wurde. Davon hinterliessen die gut zwei Dutzend Herrschaften aus Smolevichy den besseren Eindruck. Das zwischen den Gästen und der Heimszene keine Freundschaft herrscht, wird verdeutlicht, wenn die Pause gesondert abgehalten muss. Wenig überraschend waren an diesem Spiel auch diverse Abgeordnete der Staatsmacht und des Militärs zugegen.

Diese gab es in ihrer Uniform allerdings nicht zu beneiden, schliesslich brannte die Sonne wie bereits am Vortag mit mehr als 30 Grad Celsius vom Himmel. Grund genug, mir nach Spielschluss am einzigen Verpflegungsstand vor der Taxifahrt zur nächsten Spielstätte ein leckeres Bananen-Eis zu gönnen.