„Früher waren es Fans und Spieler, heute sind es Kunden und Produkte“, ist eine der Aussagen, die mir aus „Hoffenheim – Das Leben ist kein Heimspiel“ geblieben ist. Die Dokumentation, die ich mir als Vorbereitung zum Besuch in Sinsheim angeschaut habe, zeigt das „Märchen“ des Dorfclubs auf dem Weg in die Bundesliga.

Wer sich nicht aktiv mit dem Fussballgeschehen beschäftigt und in Sinsheim zu Gast ist, dem fällt nichts auf, das zeigt, dass der Verein noch vor ein paar Jahren in der Regionalliga gespielt hat – ein modernes Stadion, volle Ränge und attraktiver Fussball. Zu verdanken ist dies einzig und allein einer Person: Dietmar Hopp. Als Sportmäzen hat er seinen Jugendverein bis in die Bundesliga geführt. Bereits 290 Millionen Franken soll der Milliardär und SAP-Mitgründer in die TSG investiert haben. Der Erfolg blieb nicht aus. 2007 wurde die TSG Vizemeister in der damals drittklassigen Regionalliga. Im Jahr darauf holte Hoffenheim wiederum den Vizemeistertitel und spielt seither in der Bundesliga mit. Die beste Platzierung ist ein 7. Rang, zuletzt haben die Hoffenheimer in den hinteren Rängen Platz genommen. In der letzten Saison (2012/13) konnten sie gar nur knapp und dank Dortmunder Hilfe den Abstieg verhindern. Dieser Abwärtstrend lässt sich durch die namhaften Abgänge erklären. Nicht nur Demba Ba oder Luiz Gustavo, auch David Alaba, Ryan Babel, Timo Hildebrand, Vedad Ibišević, Gylfi Sigurðsson oder Eren Derdiyok gehören zu den prominenten Fussballern mit Hoffenheim-Vergangenheit. Heute ist es vor allem Roberto Firmino, der versucht, den Glanz der „alten Zeiten“ aufrecht zu erhalten.

Fussball wurde an diesem Samstagnachmittag auch noch gespielt und zwar gegen die Mannschaft aus Mainz, die zuletzt mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Gastgeber legten forsch los und bereits nach zwei Minuten zeigte Schiedsrichter Siebert auf den Punkt nach einer Regelwidrigkeit vom Mainzer Abwehrchef Noveski. Die Verantwortung übernahm Salihovic, der zwar den Torwart verlud, sein Schuss ging jedoch knapp über das Tor. Die TSG liessen sich trotz verpasster Führung nicht aus dem Konzept bringen und kam in der 6. Minute zu einer weiteren Grosschance, diesmal sündigte Volland im Abschluss. Zehn Minuten später scheiterte erneut Volland am Mainzer Torwart Karius. In der 23. Minute folgte eine Szene, wie sie noch keiner der 24’741 Zuschauer erlebt haben dürfte. Hoffenheim-Kapitän Andreas Beck stiess in vollem Tempo mit einem an der Seitenlinie postierten Kameramann zusammen. Für Beck ging das Spiel nach kurzer Pflege weiter, der Kameramann erlitt laut dem Pay-TV-Sender eine Gehirnerschütterung wurde auf einer Trage von Sanitätern unter Applaus aus dem Stadion getragen. Auch für die Kamera war der Arbeitstag frühzeitig beendet.

In der Folge beruhigte sich das Geschehen und es ging torlos in die Pause. Kurz nach dem Seitenwechsel folgte das erste Tor: nachdem die Mainzer nach einem Eckball nicht richtig befreien können, trifft Eugen Polanski sehenswert zur Führung für die TSG. Für das 2:0 ist dann Roberto Firmino zuständig, der unhaltbar für Keeper Loris Karius einschiebt. In den folgenden Spielminuten hat das Heimteam sogar die Möglichkeit auf zwei weitere Tore, vergibt die Chancen jedoch kläglich. Stattdessen gelingt Mainz in der 67. Minute der Anschlusstreffer durch Maxim Choupo-Moting. Nur sechs Minuten treffen die Mainzer erneut, nachdem Hoffenheim-Verteidiger Niklas Süle seinen Gegenspieler unglücklich anschiesst und sich der Ball zum Ausgleich ins Tor senkt. Nun war das Momentum eindeutig gekippt, denn nur zwei Minuten später erzielte Shinji Okazaki die Führung für die Gäste. Der treffsichere Japaner ist mit dem Treffer zum 2:4 schliesslich auch für den Schlusspunkt verantwortlich.

Die Rhein-Neckar-Arena erinnert an die Arena in Augsburg und befindet sich, wie alle neuen Stadien, abseits der Stadt Sinsheim und ist per S-Bahn bequem erreichbar.