Derbytime in der Steiermark! Die 7‘000-Einwohner-Gemeinde in der hintersten Ecke Österreichs ist ab Wiener Neustadt per Zug in exakt eineinhalb Stunden zu erreichen. Während der Fahrt bestätigen Ortsnamen wie „Ausschlag“ oder „Tauchen“ mein Gefühl, mich hier bis in die behütetste Gegend des Landes hervorgewagt zu haben.
Grund dafür ist der in Hartberg beheimatete Zweitligist mit Aufstiegsambitionen. Bis am frühen Abend angepfiffen wird, bleibt mir Zeit für einen Rundgang in der Bezirkshauptstadt. Diese verfügt über einen ansehnlichen Stadtkern mit bewegter Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs formierte sich in der Heimat des Turn- und Sportvereins eine Widerstandsgruppe, die den Nationalsozialisten im kleinen Rahmen Paroli bot. Für ihr mutiges Engagement liessen mehrere Freiheitskämpfer ihr Leben am Galgen. Ihnen ist im Stadtpark eine Gedenktafel gewidmet.
Leichtere Kost wird da zum Glück im Stadion serviert, obwohl es den Namen eines Medikaments zur Optimierung der Spermienqualität trägt. Es verfügt über eine Laufbahn, zu kurze Tornetze sowie eine überdachte Gegen- und wesentlich grössere Haupttribüne. Beim Einlass zu ebendieser fühlte sich niemand für mich verantwortlich, sodass ich mich versehentlich im Stockwerk irrte und plötzlich im VIP-Bereich stand. Was soll ich sagen – das Bier und die Spritzer schmeckten herrlich und der TSV ist in Sachen Catering wirklich ein hervorragender Gastgeber. Erwähnenswert ist auch das Trikot der Steirer mit unglaublichen 17 (!) Werbeflächen. Es lässt das Gefühl aufkommen, dass der Profifussball in Hartberg allein durch die Trikotsponsoren finanziert wird.
Die besseren Karten im Lokalduell hatten die Hausherren, die schon nach drei Zeigerumdrehungen sehenswert zur Führung trafen. Die Gäste fanden trotz Unterstützung eines Senioren-Anhangs kein probates Mittel gegen den Favoriten und mussten im Laufe der ersten Halbzeit den zweiten Treffer hinnehmen. Nach dem Seitenwechsel ging es vor 1’250 Zuschauern im gleichen Stil weiter, wobei die Gastgeber wiederum zwei Tore verbuchen konnten. Durch ein diskussionsloses 4:0 rücken die Hartberger auf den direkten Aufstiegsplatz vor. Um den Traum der Bundesliga zu verwirklichen, sagten der Gemeinderat den Blau-Weissen vor wenigen Tagen die nötige finanzielle Unterstützung zu.
Mit der Heimfahrt am Mittwoch quer durch die Republik und zurück in die Ostschweiz endet exakt vier Jahre nach der letzten Ostertour mit dem Namensvetter eine weitere geglückte Reise über denselben Zeitraum.