Wer auf Istanbuls Strassen unterwegs ist, sollte besonders für das Überqueren der ersten Bosporusbrücke viel Geduld mitbringen. Zu jeder Uhrzeit staut sich hier der Verkehr, wenn die Überfahrt von der europäischen auf die asiatische Seite oder in umgekehrter Richtung bevorsteht. Immerhin bietet die Brücke eine gute Sicht auf die auf einer anatolischen Hügelkuppe gelegene Camlica-Moschee. Mit sechs Minaretten – vier davon mit einer Höhe von über 100 Metern – und Platz für 63‘000 Gläubige stellt sie die grösste Moschee der Türkei dar und integriert weiter ein Museum, eine Bibliothek, einen Konferenzsaal und eine Kunstgalerie. Das Projekt reiht sich damit in die Vielzahl unter Präsident Recep Tayyip Erdogan lancierter Grossbauprojekte ein, dem Kritiker in diesem Zusammenhang imperialistisch motivierten Gigantismus und eine schleichende Islamisierung im Land vorwerfen.

Weniger pompös präsentiert sich die Heimat von Ümraniyespor, dem Klub aus dem angrenzenden Vorort Ümraniye, der nach dem Militärputsch im Jahr 1980 in die Stadt eingegliedert wurde. Eine stattliche Hintertortribüne wird hier flankiert von zwei wesentlich kleineren Bauten auf der Längsseite und einer weiteren Hintertorseite ohne Ausbau. Und das, obwohl der Begriff «Ümran» in der arabischen Sprache für Glückseligkeit und Wohlstand steht. Fragen wirft auch das Klubwappen auf, das mit der Tanne (im Gegensatz zur Zeder) in der Mitte und der rot-grün-weissen Farbkombination an die Flagge des Libanon erinnert.

Nach einer Spielzeit im türkischen Oberhaus ist Ümraniyespor wieder in der zweiten Liga anzutreffen, hinkt dort mit einer Platzierung in der hinteren Tabellenhälfte allerdings den eigenen Erwartungen hinterher. Diese sind nach dem Süper-Lig-Abenteuer in der Vorsaison gestiegen, obschon der Klub zuletzt in weniger als zehn Jahren den beachtlichen Weg aus der vierten Liga bis in die oberste Spielklasse gemeistert hatte. Trotz bestem Fussballwetter und fanfreundlicher Anstosszeit sind an diesem Samstagnachmittag nur 700 Zuschauer anwesend, darunter auch zwei kleine Gruppen Jugendlicher, die hinter dem Tor und am Rand der Gegengerade um Stimmung bemüht sind.

Zum Jubel dürfen beim 0:1 aus Sicht der Hausherren aber einzig die rund 30 Gästefans ansetzen, die für ihre lange Anreise mit einem sehenswerten Freistosstreffer und dem Auswärtssieg belohnt werden. Die nahe der syrischen Grenze gelegene Stadt Sanliurfa (auch schlicht «Urfa» genannt) gilt als Zentrum einer der entlegensten Regionen der Türkei und wird primär von Kurden bewohnt.