Im März 2021 sprachen sich die belgischen Profiklubs für eine gemeinsame Liga mit den Niederlanden aus. Das Ziel sei ein Format mit den jeweiligen Top-Klubs beider Länder. Heisst konkret: Feyenoord trifft auf Anderlecht, während sich Ajax Amsterdam mit Club Brügge misst. Diese Paarungen aus einer allfälligen «BeNeLeague» generieren unbestritten mehr mediale Aufmerksamkeit und damit auch mehr Gewinn für alle Involvierten. Wer hingegen Zulte-Waregem oder Kortrijk heisst, müsste in dieser Zweiklassengesellschaft andere Wege finden, um auch gegen weniger klangvolle Namen wie Ostende oder Seraing rentabel zu wirtschaften.

Dass ein halbes Jahr nach der Bekenntnis zur internationalen Liga ein Klub die Konkurrenz in Belgiens Oberhaus schwindlig spielen würde, der bis im Sommer noch in der 2. Liga stand, hätten Anderlecht und Co. damals nicht gedacht. Die Rede ist von Union Saint-Gilloise, das im Brüsseler Stadtteil Forest an einem kleinen Fussballwunder arbeitet. Schliesslich ist es für den Traditionsverein mit der Stadionfassade im Art-déco-Stil das erste Gastspiel in der Pro League seit knapp 50 Jahren.

Massgeblichen Anteil am Erfolg von USG hat deren Mehrheitsaktionär Tony Bloom. Der britische Pokerspieler fungiert auch beim Premier-Ligisten Brighton & Hove Albion als Funktionär und konnte so einige talentierte Spieler in die belgische Hauptstadt lotsen. Dass jedoch nicht nur jene Transfers den Unterschied ausmachen, unterstreicht Top-Skorer Deniz Undav, der im Vorjahr vom deutschen Drittligisten Meppen nach Brüssel gewechselt war und sogleich voll einschlug.

An diesem Freitagabend sollte es für ihn und die 8‘100 Zuschauer für einmal nicht viel zu bejubeln geben. Bei strömendem Regen unterlag Union dem Gast aus Leuven unglücklich mit 1:3. Die Heimfans rund um die «Union Bhoys» auf der Gegengerade liessen sich davon aber nicht beirren und feierten ihren Tabellenführer trotz der Niederlage ausgelassen.