Der vierte Reisetag beginnt mit Rückenschmerzen nach einer unbequemen Nacht in Caserta, die mich beinahe zur Banane umformte. Der barocke Königspalast in der Stadt nahe Neapel stellte nach einem kurzen Frühstück die erste Anlaufstelle dar; hält seine Tore jedoch am Dienstag jeweils geschlossen. Das nächste Ärgernis folgte auf der Suche nach unserem Mietwagen, der „mitten im Stadtzentrum“ zur Abholung bereitstehe. Bei unseren südlichen Nachbarn ist dieser Ausdruck allerdings einem Fussmarsch von gut fünfzig Minuten entlang einer staubigen Nebenstrasse gleichzusetzen.
Die ausgewiesene Adresse erwies sich bei der Ankunft als heruntergekommenes Haus. Von einem fahrbaren Untersatz fehlte jede Spur, sodass ich in der einzigen Bar in der Nähe um den Weg fragte. Daraufhin wurden wir für einen weiteren Kilometer auf die Reise geschickt. Sichtlich genervt erfolgte am Zielort die Übergabe, ehe wir die Strecke bis in die Bergen nach Avellino abgespult hatten.
Etwas mehr als 50’000 Einwohner sind hier, umringt von grünen Bergketten, zuhause. Nicht nur die geografische Lage, sondern auch der lokale Erstligist im Basketball lassen kaum vermuten, dass sich der zweitklassigen Unione Sportiva im Bereich des Fussballs eine ausserordentlich renommierte Fanszene verschrieben hat. Dieser schenke ich seit dem Besuch beim Aufstiegsspiel vor ein paar Jahren in Bologna besondere Beachtung. Umso bitterer war es, als sich die dunklen Wolken im Laufe des Nachmittags in Regen umwandelten. Wie befürchtet, entschieden sich die heimischen Ultras daher für den Unterrang als Standort. Für das Bildmaterial meinerseits bedeutete dies natürliche eine optische Enttäuschung. Der Support pendelte sich dennoch auf hohem Niveau ein, vor allem wenn man das Wetter sowie den Wochentermin bedenkt.
Auch das am Samstag viel gescholtene Frosinone überraschte positiv. So lieferten die Gelb-Blauen im maroden Stadion nicht nur auf dem Rasen einen stark verbesserten Auftritt ab, sondern präsentierten weiter einen beinahe vollen und lautstarken Gästeblock. Die engagierten „Lupi“ zeigten sich bis tief in die zweite Hälfte ebenbürtig, ehe sie gegen den Favoriten aufgrund zweier individueller Fehler mit 0:2 Toren als Verlierer vom Platz trotteten. Definitiv eine herbe Enttäuschung für die 5’175 Zuschauer, die sich langsam aber sicher in Richtung Abstiegsränge orientieren müssen.
Auch bei uns war die Marschrichtung nach dem Intermezzo im Regen klar – runter vom Hügel und ab ins warme Zimmer!