Nach dem Napoli-Heimspiel unter Flutlicht stand am Montag nebst dem Erkunden der Hafenstadt ein Ausflug ins nahegelegene Caserta an. Das Heimspiel des Drittligisten wurde zugunsten der Zuschauer am Fernseher verschoben und landete damit unerwartet in meinen Reiseplänen. Heftige Sturmböen und ein Ausfall des Schienenverkehrs in ganz Neapel machten den glücklichen Umstand aber bereits vor Antritt der Reise zunichte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nichts von den dreissig Todesopfern und den verheerenden Schäden, die das Unwetter auf dem ganzen Stiefel hervorrief und stapfte enttäuscht vom Bahnhof zurück in mein Nachtquartier.

So blieb einzig das Spiel in Cremona, für das ich am Dienstagmittag in den Flieger nach Bergamo stieg. Von dort aus brachte mich der Zug in zwei Stunden in die Heimat des Zweitligisten. Die Stadt des berühmten Geigenbauers Antonio Stradivari, dessen Fichtenwald in den Dolomiten vom Unwetter ebenfalls schwer beschädigt wurde, wollte ich schon immer einmal besuchen. Grund dafür sind nicht die wertvollen Streichinstrumente, sondern die Kathedrale auf der «Piazza del Comune», die in meinen Augen zu den schönsten in ganz Italien zählt. Als die Rot-Grauen vor zwei Spielzeiten gar den Aufstieg in die Serie B realisierten, war auch in sportlicher Hinsicht eine Grundlage für einen Besuch gegeben.

Mit dem Duell zweier norditalienischer Vereine zum Tourabschluss schien der richtige Zeitpunkt gekommen. Die auffallend dunkel gekleidete Heimkurve unter den 6’268 Zuschauern zeigte einen überzeugenden Auftritt. Ob dies an der tiefen Erwartungshaltung meinerseits oder der flotten Gesang- und Klatscheinlagen der Herren rund um die Under-Fives, die sich hier bei der Namensgebung im britischen Jargon bedienten, lag, sei dahingestellt. Die mitgereisten Gästefans, unterstützt von Freunden aus Modena, konnten hingegen nur durch die gemeinsame Entrata sowie grosse Ekstase beim Torjubel auf sich aufmerksam machen. Der Treffer zum 0:1 Auswärtssieg korrigiert für die Venezianer einen verpatzten Saisonstart.

Das Stadio Giovanni Zini verfügt seit der Modernisierung vor wenigen Jahren über eine überdachte Heimkurve sowie eine moderne Gegengerade. Das Flickwerk Haupttribüne hingegen besteht aus drei ungleich kleineren Elementen.