Für das zweite Spiel des Tages lagen mit Lucca, Pisa und Pontedera gleich drei Optionen in der „Serie C“ bereit. Dass wir uns dabei bewusst für die unattraktivste Variante entschieden, hat seine Gründe.

Während ich mir einen Besuch in Pisa, spätestens nach den Erzählungen Grubers in seinem Buch Ultras Italien, für das Derby gegen Livorno aufsparen möchte, sind die Gründe, die gegen das Heimspiel von Lucchese sprechen, verschiedener Natur. Dabei stellt die bröckelnde Haupttribüne noch das kleinste Problem dar. Dem Verein aus Lucca wurden aufgrund finanzieller Unstimmigkeiten nämlich jüngst 16 Punkte abgezogen, weshalb er sich am Tabellenende wiederfindet. Wobei, um genau zu sein, nur an vorletzter Stelle. Den 20. Rang belegt der heutige Gegner Pro Piacenza. Da deren Mannschaft nach diversen Problemen mit ihrer 0:20-Niederlage in Cuneo jüngst für die grösste Farce im italienischen Profifussball sorgte, wurde sie per sofort vom Spielbetrieb ausgeschlossen und stellt punktlos das Schlusslicht dar. Wie es in Piacenza nun weitergeht, weiss keiner. Italien vom Feinsten!

Bleibt einzig die wenig reizvolle Variante Pontedera übrig, die mit einer halben Stunde Fahrzeit ab Empoli immerhin eine äusserst bequeme Alternative darstellt. Versteht mich nicht falsch, ich kann kleinen Vereinen durchaus etwas abgewinnen, doch wenn sich vor einiger Zeit die Ultras auflösen und aus Busto Arsizio nur ein Dutzend Fans anreisen, finde ich dies für die dritte Spielklasse doch zu wenig. Die Prise Patriotismus, die im Vereinsnamen der Gäste mitschwingt, ist übrigens kein Zufall. Seit jeher kann die Anhängerschaft von Pro Patria dem rechten Flügel zugeordnet werden. Bekanntheit erreichte sie vor allem durch den unrühmlichen Zwischenfall im Testspiel gegen die AC Milan, als sich Kevin-Prince Boateng weigerte, nach wiederholt rassistischen Bemerkungen, weiterzuspielen.

Solche Gesten blieben uns heute Abend erspart und wir wurden vor 491 Zuschauern Zeuge, wie die Granata dank einem 1:0 den ersten Sieg seit geschlagenen acht Spielen einfährt. Den unästhetischen Kunstrasen macht die Haupttribüne mit ihrer kultigen „Piaggio“ Werbung wett. Auf der Gegengerade, wo sich unser Trio niederlässt, sind zudem einige Jugendliche in bescheidenem Rahmen um Unterstützung bemüht. Trotzdem schön, wenn man seine Hingabe zu (Geburts-)Stadt und Verein stimmlich ausdrückt, auch wenn das Logo der Juve den Sperrbildschirm des Smartphones ziert.