Eigentlich sollte es heute ans Champions League Spiel von Celtic Glasgow gehen, der Spielplangott respektive die Uefa gönnte mir dies jedoch nicht und vergab das Heimrecht den Isländern aus Reykjavik. Somit werde ich wohl nie ein Spiel im Murrayfield in Edinburgh sehen. Was solls, mit dem Schicksal hadern bringt nichts, also nach Alternativen gesucht und dabei auf den Testkick in Whitley Bay gestossen. Sie begrüssen den Fussballclub aus Gateshead in ihrem Stadion. Zwar keine Champions League aber mit dem Gästeteam immerhin ein führender Amateurverein des Landes zu Gast, der in dieser Saison sogar beinahe den Aufstieg in den Profifussball (League Two) schaffte.

Nachdem sich mein Begleiter nach einem kurzen Disput in seiner Herrlichkeit beleidigt fühlte, gings kurzerhand alleine in Richtung heutiges Zielort. 😉 Dieses ist per Fussmarsch von der gleichnamigen Metrostation in einer guten Viertelstunde zu erreichen. Am Eingang dann noch drei Pfund Schmerzensgeld bezahlt und rein gings in die gute Stube alias Hillheads Park. Mit einer Kapazität von 4’500 Plätzen und einer schönen Tribüne sowie einem Unterstand ebenfalls auf Höhe der Mittellinie kommt der Ground für das Liganiveau ganz ordentlich daher.

Das Heimspiel vor 447 Zuschauern tut Whitley Bay sichtlich gut, die Mannschaft wirkt agiler und spielfreudiger als noch vor 10 Tagen in Blyth. Dies ist aber auch nötig gegen ein Gateshead, das seine Klasse vereinzelt aufblitzen lässt. Tore sind im ersten Abschnitt Fehlanzeige, dafür legen die Gäste in der 2. Halbzeit richtig los und gehen in der 48. Minute durch Lewis Guy mit 0:1 in Führung. Guy versenkt einen Penalty im Nachschuss. In der Folge weiterhin leichte Vorteile für die Gäste, wobei sich das Heimteam bei Kräften wehrt und sogar einen Lattentreffer zu beklagen hat. Das Pech bleibt ihnen jedoch treu und so bekommen die Gäste in der 75. Minute einen zweiten Penalty zugesprochen. Marcus Maddison verwertet diesen sicher zum 0:2. Insgesamt ein etwas billiger Sieg dank den zwei Penaltytreffern, da sich das Heimteam heute wirklich von der guten Seite präsentierte.

Um wieder nach Hause zu kommen sollte wieder die Metro genommen werden, soweit kam es aber vorerst nicht, denn auf dem Weg zum Bahnsteig stellten sich mir vier „Lads“ in den Weg, vielleicht zwei bis drei Jahre älter als ich und einer davon stark betrunken. Die Worte „I kick the shit out of you“ des einen zeigten dann auch den Ernst der Lage. Mich alleine an einem mir unbekannten Ort auf eine Schlägerei einzulassen wäre sicherlich nicht das Klügste was ich hätte tun können, mir gingen aber langsam die Alternativen aus. Zum Glück kam mir genau in diesem Moment ein Muskelprotz, wie ich ihn selten gesehen habe, zur Hilfe, der die Situation erkannte und mich vor dem Schlimmsten bewahrte. Die vier zotteln langsam ab und laufen auf den Gleisen der Strecke entlang. In der Folge wird der Bahnverkehr unterbrochen bis die Polizei die Prügelknaben verhaftete.

Später stellt sich heraus, dass das Muskelpaket David heisst, in einer Bar als Rausschmeisser arbeitet und gerade von seinem Boxtraining nach Hause kommt. Ein richtiger Geordie halt. Schien wirklich nicht so als würde er gross mit sich spassen lassen, zu mir war er aber sehr nett und es entstand ein spannendes Gespräch ehe ich mich dann in die nächste U-Bahn setzte, die mit grosser Verspätung eintraf. Von da an lief zum Glück alles problemlos und man war um 23 Uhr wieder zuhause. Gefährliches Hobby!