Zugegeben gibt es schlimmere Momente, als am Freitagnachmittag bei Sonnenschein im Cabriolet, unter neidischer Beobachtung der Primarschüler, vom Lehrerparkplatz in Richtung Wochenende zu fahren. Wieso diese Anekdote, die eher einer unausgestrahlten Szene aus Leo di Caprio’s Streifen «Catch Me If You Can» gleichkommt, den Anfang eines weiteren Beitrags ziert, hat einen einfachen Grund. Es war der Startschuss ins nächste Fussballabenteuer.

Den noch am selbigen Abend wollten wir dem österreichischen Westderby beiwohnen. Wir, dass sind in diesem Falle meine Freundin und Ich, wobei sie wohl eher wegen dem, auf Entspannung ausgelegten Rahmenprogramm Gefallen an der ganzen Sache fand. Also kurz die Dame am Arbeitsplatz abgeholt und in etwas mehr als drei Stunden durch den Arlbergtunnel in Richtung Wattens gefahren. Die Gemeinde befindet sich eine gute Fahrtviertelstunde nach Innsbruck in östlicher Richtung und ist vor allem als Stammsitz der «Swarovski Kristallwelten» bekannt. Einen Besuch dort war aber nicht eingeplant, sodass ich den Wagen direkt zum Gernot-Langes-Stadion lenkte. Dieser ist übrigens der Urenkel des Swarovski-Gründers und fungierte lange Zeit als Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens.

Glücklicherweise dauerte es noch eine ganze Weile bis zum Anpfiff, denn schliesslich war die Ticketfrage weiterhin ungeklärt. Diesem altbekannten Problem wollte ich im Voraus in gewohnter Manier per Mail Abhilfe schaffen, doch die Antworten seitens der WSG-Geschäftsstelle waren entweder ungenügend oder teils wirklich rüde. So wurde also mit etwas flauem Magen die Hauptkasse angesteuert, wo für dieses Westderby zum Glück Restkarten verkauft wurden. Nach diesem kurzen Intermezzo blieb unerwartet noch etwas Zeit für die Nahrungsaufnahme, sowie das Beobachten des Corteos der Innsbrucker Anhängerschaft. Als wir zwei uns schliesslich kurz vor dem Anpfiff ebenfalls in die Schlange vor dem einzigen (!) Eingang für die Tribüne sowie den Hintertorbereich stellten, mussten nur wenige Augenblicke vergehen, ehe mir meine mittlerweile geschulten Augen aufzeigten, dass es hier mit einem pünktlichen Einlass wohl nichts mehr werden sollte. Also einmal kurz die Herren am VIP-Eingang über die Missstände aufgeklärt, ehe nach einer kurzen Diskussion schliesslich auch diese Schleuse für die Normalsterblichen geöffnet wurde.

So verpassten wir wider Erwarten doch keine Minute und sahen auch das Intro im Fanbereich der mitgereisten Innsbrucker. Und dieses war die vorangehende Diskussion an den Eingangstoren allemal wert. Nach diversen gehissten rotfarbenen Stadtwappen wurde hinter dem Transparent mit der Aufschrift der Stadt und dessen Postleitzahl in grosser Zahl Strobos sowie roter Rauch gezündet. Durch den schwachen Wind blieben die Rauchsäulen bis in eine beachtliche Höhe äusserst kompakt, ehe sie in den dahintergelegenen Plattenbau geweht wurden. Sah schon ganz ordentlich aus. Was folgte war aus Sicht der «verrückten Köpfe» und ihrem Gefolge aber um einiges weniger erfreulich. So mussten sie mitansehen, wie die kleine Werkssportgemeinschaft aus Wattens die Tiroler Hauptstädter dominierte und folgerichtig mit einem Tor in Führung ging. Die Gastgeber waren auch in der Folge die tonangebende Mannschaft, jedoch schafften die Grün-Schwarzen auf Vorlage von Ex-Wiler Claudio Hollenstein den Ausgleich. Aber auch dieser Treffer brachte die heute stärkere Equipe nicht von ihrer Rolle. Sie diktierten weiterhin das Geschehen und konnten nach einem weiteren Angriffsversuch noch vor dem Seitenwechsel wieder vorlegen. Der Treffer zum verdienten 2:1 war zu viel für einige der zahlreichen Wacker-Fans, sodass vereinzelt Fackeln auf das Spielfeld flogen, weshalb die Partie für einige Momente unterbrochen wurde. Von Teilen der 5’000 Zuschauern gab es daraufhin Pfiffe zu hören und auch der Stadionsprecher auf der proppenvollen Tribüne drehte ordentlich am Rad. Doch sogar meine Freundin fand das Ganze nicht so tragisch, wie die Reaktionen glauben liessen. Trotz der ungewollten Verschnaufspause konnte Innsbruck anschliessend nicht mehr reagieren und unterlag im «neuen Westderby» Wattens um eine Länge.

Wir unsererseits machten uns mithilfe unseres fahrbaren Untersatzes auf in Richtung Nachtquartier, ehe nach einem langen Tag und einem bevorstehenden Wochenende im Tirol der fussballerische Teil für diese Reise auch schon wieder für beendet erklärt werden konnte.