Ihren Ursprung findet diese Reise an einem kalten Dezembertag in München. Nach der Rückkehr vom Spiel in Augsburg wärmen sich Jonathan und ich in seiner Wohnung auf. Wir reden, schwelgen und träumen von Reisezielen. Fast automatisch folgt darauf ein Blick in das Reiseportal Kayak. Prompt findet sich dort ein billiger Flug von München nach Domodedovo zu finden. Dieser Flughafen mit Potenzial zum Zungenbrecher liegt in der Agglomeration Moskaus und wird im April von «S7» angeflogen. Hinter dem Kürzel versteckt sich die «Siberia Airlines», von deren Existenz ich bis zu jenem Zeitpunkt nicht einmal wusste.

Bekanntlich enden die schlechtesten Ideen in den besten Erinnerungen und so buchten wir diese Flugverbindung ohne weiter nachzudenken noch am selben Abend. Schliesslich war es für beide von uns ein langgehegter Wunsch, einmal einen Blick hinter den Eisernen Vorhang werfen zu dürfen. Und so fügten sich die Dinge im Laufe des Frühjahrs immer mehr. Statt auf eine Agentur zurückzugreifen, nahmen wir die VISA-Sache selbst in die Hand. Dies ist zwar reinster bürokratischer Terror, sparte uns aber gut und gerne einen knapp dreistelligen Betrag. Dieser konnten wir in die Hotelfrage reinvestieren, wo wir bei unserer ersten Buchung nach der Frage einer Einladung schlicht ein «No visa support» als Antwort ernteten. Darauf stornierten wir diese Buchung, da ein jeder Reisende eine solche Einladung für die Einreise benötigt. So korrigierten wir den finanziellen Rahmen für das Hotel nach oben und buchten ein zentrales Hotel einer bekannten Kette. Hier wurde uns sofort tatkräftig unter die Arme gegriffen und ohne Anfrage das nötige Formular zugesandt.

Viel offener und freundlicher kam hier mein lokaler Kontaktmann daher, der mir vorab jeden möglichen Spieltermin während unseres Besuches am Osterwochenende inklusive entsprechender Wegbeschreibung zum Stadion heraussuchte. Das Hauptspiel sollte übrigens der Klassiker zwischen Spartak Moskau und Zenit St. Petersburg darstellen.

Kommen wir zur eigentlichen Reise und dem Fussball. Der Flug mit der Gesellschaft aus Sibirien gestaltete sich, abgesehen eines Schwächeanfalls meinerseits, sehr angenehm und auch die Verpflegung vermochte zu überzeugen. Der verfrühten Ankunft folgte eine äusserst gründliche Passkontrolle, ehe wir den Aeroexpress besteigen durften und eine gute halbe Stunde später in der Moskowiter Innenstadt aus dem Zug stiegen. Da die Zeit bereits fortgeschritten war, beschränkten wir uns auf einen kleinen Mitternachtssnack, ehe wir im leichten Schneefall den Weg zurück zur Unterkunft in Angriff nahmen und den ersten Reisetag für beendet erklärten.

Am Freitag besichtigten wir die Innenstadt rund um den Roten Platz und erwarben am Stadion von ZSKA Tickets für das Spiel vom Samstag. Moskau Stadt ist wirklich extrem beeindruckend. Für eine detaillierte Schilderung mit Bildern möchte ich auf den nächsten Beitrag verweisen. Da die Zweitvertretungen der Vereine aus der «Premjer Liga» in einer eigenen Liga spielen und mit dem Profiteam durch das Land ziehen, kann der Fussballfan jeweils am Vortag des eigentlichen Spiels nach Wunsch noch die Jugendpartie mitnehmen. Klar hatte ich mir die Gegebenheiten für meinen 30. Länderpunkt pompöser vorgestellt, doch einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul. Und so steuerten wir am Nachmittag – nach einem unglaublich leckeren Stroganoff – das Stadion «Oktyabr» an der westlichen Stadtgrenze an, dessen Name von der russischen Revolution herrührt.

Vor Ort folgte die erste Enttäuschung. Statt dem ansehnlichen Hauptplatz mit Ausbau wurde heute der Kunstrasen nebenan bespielt. Hätte ich dies vorher gewusst, hätte wir uns diesen Abstecher wohl gespart. Nichtsdestotrotz betraten wir nun die Anlage mit einigen Sitzschalen, was mit einer kostenlosen und sehr schmucken Eintrittskarte belohnt wurde. Auch das schnelle Spiel auf erstaunlich hohem Niveau wusste durchaus zu gefallen. ZSKA war den Gästen aus Rostov überlegen und kam vor 150 Zuschauern zu einem verdienten 2:0. Trotz allem war ein jeder Anwesender froh, als bei drei Grad Celsius schliesslich der Schlusspfiff ertönte.