„Busy Days“ meinte mein Sleman-Kontaktmann Liston einzig, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte. Dank dem Medienmitarbeiter von PSS habe ich einen „Orang dalam“ (indonesisch für Insider) in meinen Reihen, der mir in den kommenden Monaten immer wieder den Kontakt zu den Medienverantwortlichen anderer Vereine vermittelt sollte.
Nach dem gestrigen Spiel vom PSIM galt es heute dem Sieger der „Piala Presiden“, einer Art Vorbereitungsturnier, einen Besuch abzustatten. Dies bedeutete ab meiner Basis Jogjakarta knapp acht Stunden Zugfahrt bis nach Malang auf Ost-Java. Am besten eignet sich hierfür der „Malioboro Ekspres“. Der Zug ist nach der bekannten Zigarettenmarke benannt, wobei der Name so abgeändert wurde, dass er auch für Südostasiaten problemlos auszusprechen ist.
Das Stadion liegt eine Haltestelle vor der Endstation Malang im kleinen Städtchen Kepanjen. Die ursprüngliche Spielstätte mit dem Namen Gajayana im Herzen der Stadt Malang wird einzig vom drittklassigen „Arema Indonesia“ bespielt. Dieser Verein sieht sich als einzig wahres Arema an und splittete sich vor über dreissig Jahren vom heutigen Erstligisten ab. Einzig der Hass zu Persebaya verbindet die Anhänger des Drittligisten mit dem Pendant aus Kepanjen. Im Gegensatz zur historischen Stadt ist dieser Ort ziemlich heruntergekommen, die Mister-Rufe sind noch verbreiteter als sonst irgendwo und am Strassenrand werden massenweise Ziervögel verkauft. Bei über dreissig Grad im Käfig zu schmoren, zeugt von der kaum vorhandenen Tierliebe hier.
Auf die Ausnahmezustände vom Abend deutet wenig hin. Kaum zu glauben, dass in wenigen Stunden eines der grössten Hassduelle des Landes auf mich wartet. Gästefans sind seit Jahren keine mehr erlaubt, wenn zwei Teams aus den beiden grössten Fanallianzen des Landes zwischen Arema & Persija und Persib & Persebaya aufeinandertreffen.
Am Eingang wartet bereits Sébastian und Giovanni auf mich. Das französisch-italienische Duo hatte ich in Sleman kennengelernt. Während Neapolitaner Giovanni Fotograf ist, handelt es sich bei Sébastien nebst einem Historiker und Buchautor um ein ehemaliges Mitglied der bekannten Gruppierung Commando Ultrà Marseille.
Auf dem Rasen beginnt der Gastgeber schwungvoll und führt nach sechs Spielminuten bereits mit zwei Längen. Im Stadion, das mit 31’599 Zuschauern ausverkauft ist, herrscht zuweilen ein Lautstärkepegel, wie ich ihn zuvor noch nie erlebt habe. Und auch wenn ich selbst noch nie in Südamerika Fussball gesehen habe, erinnern mich die Nord- und Südseite sowie die Mania auf der Geraden an jene Fankurven. Bis zum Schlusspfiff bleiben die Gäste aus Bandung chancenlos und werden von den furiosen Gastgebern rund um Ex-Dresdner Comvalius gleich mit 5:1 Toren abgefertigt.
Am nächsten Morgen sollte mittels Zug und Bus das Auswärtsspiel von PSS auf der Insel Madura angepeilt werden. Die unklare Anreise, gepaart mit gesundheitlichen Problemen, bewogen mich jedoch zu einer Rückkehr nach Jogjakarta.