Seit der Einführung der Premier League im Jahre 1992 konnten genau fünf verschiedene Vereine die, von der Champions League abgesehen, wohl begehrteste Trophäe im Clubfussball für sich gewinnen. Neben den beiden Vereinen aus Manchester kommen mit Chelsea und Arsenal zwei Titelträger aus der Hauptstadt London hinzu. Doch wer ist der fünfte Verein im Bunde? Genau, die Blackburn Rovers. Nicht etwa Tottenham oder Liverpool, nein, die Rovers aus der Industriestadt waren in der Saison 94/95 das tonangebende Team und sicherten sich mit dieser Meisterschaft einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Von diesen glorreichen Zeiten sind sie in der Gegenwart aber weit entfernt und müssen sich nun eher mit einem Abstieg in die dritte Liga als mit einer Rückkehr ins englische Oberhaus befassen.

Trotzdem sollte das Heimspiel bei den Rovers unbedingt mitgenommen werden, als man sich konkret mit der Planung einer weiteren Tour in den englischen Gefilden auseinandersetzte. Denn der Spieltag bot eine Kombination, wie sie ansonsten nur ganz selten möglich ist. Am Samstag wurde nämlich die Partie in Derby vorgezogen, was mit einer raschen Weiterfahrt nach Spielschluss in Richtung Nottingham ziemlich genau für die zweite Partie des Tages reichen könnte/müsste. Schlussendlich entschied man sich für eine reine „Zweitliga-Tour“ mit drei Partien der Championship. Die hiesige sollte am Freitagabend den Auftakt darstellen, ehe es am Folgetag eben den Doppler Derby – Leeds und Nottingham – Cardiff in die Tat umzusetzen galt. Am Sonntag dann der Rückflug, welcher leider mit keinem weiteren sinnvollen Kick mehr verbunden werden konnte.

So passend wie die Spieltermine waren, so unpassend präsentierten sich die Flugpreise. Der Hinflug nach Manchester fiel aufgrund dreistelliger Summe schon mal weg und auch mit der Destination Liverpool liessen sich die Flugpreise nicht wie gewohnt in die gewünschte Preisklasse drücken. Umdisponieren war also angesagt und wenige Zeit später wurde man mit zwei Flügen jeweils mit Ziel- beziehungsweise Startpunkt in der englischen Hauptstadt fündig. Definitiv eine Notlösung, die allerdings mit den Zugtickets inbegriffen preislich weiterhin viel unter der Variante Manchester blieb. Als Begleiter hatte sich bereits früh der Lukas gemeldet und so galt es für ihn eine ähnliche Flugverbindung zu finden. Hinflug ab Basel und der Rückflug gemeinsam nach Zürich. Geht in Ordnung. Tickets für die Partien waren ebenfalls ohne grosse Probleme allerdings für gewohnt grosse Preise zu erweben und so konnte man am Vorabend der Reise noch unbeschwert das Ausscheiden der Schlachthofkühe aus Salzburg mitverfolgen. Herrlich und amüsant zugleich, wie der Kommerzverein jedes Jahr aufs Neue in der Qualifikation für die Königsklasse scheitert. Das absolut unverdiente und darum umso schönere Weiterkommen der Gäste aus Minsk sorgte nun also für einen zufriedenen Schlaf.

Dieser währte aber lediglich gefühlte zwei Minuten, ehe ich mich bereits wieder aus dem Bett quälen musste. Gerade noch erreichte man zu Fuss den am Bahnhof Lausanne bereitstehenden Zug in Richtung Genfer Flughafen. Im Abteil noch etwas Schlaf nachgeholt und beinahe den Ausstieg verpasst. Dem Kollegen ging es auf dem Hinweg übrigens auch nicht sonderlich viel besser, denn nach einem Stromausfall im Zug schaffte er es nur noch mit viel Glück auf den Flieger in die englische Metropole. Wenn das mal alles gut gehen sollte.

Ging es! Und so traf man dann so um die Mittagszeit aufeinander. Während ich meinerseits am Vormittag noch gut die Shoppinglust stillte, musste der arme Kerl zuerst den Weg von Stansted bis ins Stadtzentrum hinter sich bringen. Nach der Verpflegung sammelte man noch etwas Proviant und schon ging es auf den Zug in Richtung Manchester. Für Unterhaltung während der knapp dreistündigen Fahrt sorgte der Streifen Jurassic Park, den ich bereits eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. In Manchester war eine kleine Pause einkalkuliert, ehe mit Jurassic Park 2 der nächste Teil bis an das Tagesziel Blackburn bewältigt wurde. Ab Bolton hatte sich dann auch gut Fussballvolk unter die Reisenden gemischt, was bei mir natürlich immer gern gesehen wird. In Blackburn angekommen drängte dann etwas die Zeit sodass wir nach dem Beziehen des Hotels auf die Dienste eines Taxis angewiesen waren. Wird ja in meinem „Genre“ nicht so gerne gesehen, aber lieber verstosse ich gegen irgendwelche moralischen Vorschriften als ein paar kostbare Spielminuten zu verpassen.

So kostbar waren diese dann allerdings gar nicht wie sich herausstellen sollte, denn das Gezeigte im Ewood Park war nicht nur schwer anzusehen sondern auch noch äusserst chancenarm. Immerhin sorgte Bolton mit einem vollen Gästeblock für etwas Unterhaltung bei diesem Derby. Die Wanderers-Anhänger waren aber eher mit dem Umherschlagen von Plastikbällen beschäftigt als sich in gutem Support zu messen. Zu den aufblasbaren Spielzeugen in den englischen Fanblöcken gilt es übrigens diese amüsante Anekdote aus dem heimischen Tagesanzeiger zu lesen.

Auch von der Heimseite konnte, wie auf der Insel in akustischer Hinsicht so oft, nichts Weltbewegendes vermeldet werden und so gab es hier wohl auch schon stimmungsvollere Abende als der heutige vor 14’632 Zuschauer. Wie gesagt gab es spielerisch kaum Zählbares, aber auch wenig verwunderlich, da beide Teams in den ersten fünf Spielen zusammen (!) gerade einmal mickrige vier Tore erzielt haben. Bei den Gästen kam noch Altmeister Emile Heskey zum Einsatz, der war aber ähnlich erfolgreich wie das Kick-and-Rush-System welches die Rovers praktizierten. „Arte et labore“, frag mich da ja schon was die jeweils im Training machen. Kunstvolles Arbeiten ist dies jedenfalls nicht. Und so endete die Partie logischerweise mit dem Ergebnis welches man als Groundhopper stets am meisten fürchtet. Ein 0:0 Unentschieden. Gar nicht meisterlich!

Darauf musste man sich auf dem Nachhauseweg einfach bei einem Off-Licence-Store bedienen, ehe man den Heimweg, diesmal wohlbemerkt zu Fuss, in Angriff nahm.