Noch im vergangenen Jahr erfüllte ich mir mit der Buchung für Ferien in Rom einen langgehegten Wunsch. Der gewählte Zeitraum von Samstag bis Donnerstag sollte garantieren, endlich das Römerderby besuchen zu können. Durch die englische Woche sollte das Gastspiel von Atalanta Bergamo in Benevento einen weiteren Programmpunkt darstellen. In meinem Umfeld zeigten sich die Kollegen Cédric und Thomas vom Rahmenprogramm angetan. Letzterer entschied sich schlussendlich gegen unser Duo und dafür, die Reise nach Rom in Begleitung seiner besseren Hälfte anzutreten.
Die Verantwortlichen der Serie A schwiegen sich über die exakten Anspielzeiten gewohnt lange aus, sodass bis anhin nur der Hinflug nach Rom am Samstag und der Rückflug von Neapel am Donnerstag feststand. Anfang April folgten schliesslich die definitiven Termine und die Reise nahm konkrete Formen an. Trotz diversen Möglichkeiten einigten wir uns auf vier Spiele sowie die Entscheidung, das Spiel in Avellino aus wegtechnischen Gründen dem ursprünglich präferierten Duell in Terni vorzuziehen. Das Heimspiel des vorletztjährigen Erstligisten aus Frosinone sollte am Samstagnachmittag dabei den Auftakt darstellen. Rom grüsste uns mit bestem Wetter und warmen Temperaturen. So kreuzten wir beide mit kurzen Hosen für die Fahrt nach Frosinone am Termini auf. Kürzer war nur der bereitgestellte Zug, der mit zwei Komposition bis ins vier Stunden entfernte Benevento ratterte. Italien in vollen Zügen…
Während der Fahrt kamen wir mit den Glubb-Fans Torsten und Matthias ins Gespräch, die sich nach zehn Jahren Abstinenz, erneut dem morgigen „Derby della Capitale“ verschrieben hatten. Schliessfächer fanden sich in Frosinone keine, dafür zeigten sich die Freunde und Helfer von der lokalen Polizeistation nach kurzer Diskussion einverstanden, bis zu unserer Rückkehr auf die Rucksäcke aufzupassen. Zu viert bestiegen wir ein Taxi und kauften unter Vorlage des Ausweises vier Tickets zu je 20 Euro. Seit der laufenden Spielzeit trägt der ambitionierte Gastgebers seine Spiele im neuen Stadion mit dem Namenszusatz Benito Stirpe aus. Ob sich der ehemalige Präsident über diese Widmung gefreut hätte, ist fragwürdig. So zieren nämlich unästhetische Sitzschalen in diversen Farben die Stahlrohrtribünen. Damit erinnert das Stadion an die Variante aus Udine, macht durch das Metallgerüst aber einen ungleich provisorischeren Eindruck.
Im Hinblick auf das bevorstehende Duell auf dem Rasen, erwartete die ganze Reisegruppe ein Heimteam, dass die Affiche dominiert. Einige Zeigerumdrehungen später wurden wir allesamt eines Besseren belehrt. Kein Team wusste dominant aufzutreten; im Gegenteil, es entwickelte sich ein katastrophales Fehlerfestival vor 10’267 Zuschauern. Definitiv eines der schlechtesten Spiele auf Profi-Ebene, das ich je gesehen habe. So verwundert es wenig, dass die beiden einzigen Tore jeweils vom Elfmeterpunkt aus fielen. Der Ausgleich zum 1:1 für die Gäste aus La Spezia erfolgte gar erst in der Nachspielzeit. Mich freute es – Frosinone wäre in meinen Augen definitiv keine Bereicherung für die Serie A. Die Heimkurve rund um die Hauptgruppierung „Frusinati“ bot auch nicht viel mehr als ein laues Lüftchen und Gästefans gab es nur eine Busladung voll. Einzig die Gruppierung „Über Alles“ auf der Heimseite hinterliess einen aktiven Eindruck und liess sich bei der Namenswahl für einmal in Deutschland (und nicht umgekehrt!) inspirieren.
Der Fussmarsch zurück zum Bahnhof bot uns einen passablen Blick auf die erhöhte Altstadt. Wir entschieden uns jedoch gegen einen Besuch und für eine verfrühte Rückkehr in die Hauptstadt, wo wir uns nach einem langen Tag von den beiden Franken verabschiedeten und bald darauf den Weg in die Horizontale fanden.