Der berufliche Weg von Ahmet Schaefer führt früh steil nach oben. Der 39-jährige Schweizer studiert Wirtschaft an der Universität Zürich und arbeitet sich im Anschluss bei der FIFA hoch bis zum Assistenten des Präsidenten. Nachdem er dem Weltfussballverband den Rücken kehrt, wirkt Schaefer bei MP & Silva, einer Sportmarketing- und Medienrechtsfirma mit Sitz in Dubai und London. Im Oktober 2018 muss das Unternehmen aufgrund versäumter Rechtezahlungen aufgelöst werden. Zu diesem Zeitpunkt weilt Schaefer bereits im arabischen Raum und hat als Managing Partner die Arab Gulf Cup Football Federation aufgebaut: einen regionalen Fussballverband aus acht Golf-Staaten, dessen Hauptturnier der Golf-Cup darstellt.

Seit Herbst 2018 verfolgt der umtriebige Geschäftsmann sein nächstes Projekt. Schaefer gründet die Core Sports Capital AG. Seine Firma beschreibt sich auf ihrer Webseite als «globale Fussballunternehmung mit Sitz in der Schweiz, die eine weltweite Allianz von Fussballclubs und Partnerschaften zum Ziel hat.» Das Team von Core Sports Capital (CSC) ist gut aufgestellt: Nebst Schaefer gehören mit Ingo Winter der ehemalige Transfer Manager der Berner Young Boys sowie Chefscout des 1. FC Kaiserslautern und Jérôme Champagne auch ein französischer Berufsdiplomat und ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der FIFA zum jungen Unternehmen.

Der Aufstand der Kleinen
Als Vergleich für sein Geschäftsmodell nennt Schaefer eine Luftfahrtallianz. Statt American Airlines, British Airways und Cathay Pacific heissen seine Player aber Austria Lustenau, Clermont Foot und Vendsyssel FF – drei Zweitligisten aus Österreich, Frankreich und Dänemark. Bei der Umsetzung seiner Vision geht Schaefer ein beachtliches Tempo. Binnen eineinhalb Jahren steigt die CSC in Lustenau als Miteigentümer ein, sichert sich 85% der Anteile von Clermont Foot und hält 90% des Vereins aus dem Norden Dänemarks.

Sein Geld setze sich «aus dem seiner Familie und seinem eigenen zusammen, externe Investoren gäbe es keine». Schäfer gibt sich in den Spielen vor Corona sowohl in der Auvergne wie auch im Vorarlberg volksnah, meidet die VIP-Tribüne und sucht stattdessen den Kontakt zu den Fans. Dennoch unterstreicht Schaefer in einem Interview mit der Vorarlberger Zeitung «Neue» seine Investitionsabsichten: «Es ist kein Mäzenatentum, wir betreiben ein Geschäftsmodell». Im gleichen Gespräch erklärt Schäfer pragmatisch, wieso er in Frankreich investiert hat. In Deutschland stehe ihm die «50+1 Regel» im Weg, England sei überteuert, ein Engagement in Italien wegen politischer Faktoren schwierig und Spanien grösstenteils überschuldet. Damit bleibt nach dem Ausschlussverfahren aus den Ländern der Top-5-Ligen einzig Frankreich.

Synergien nutzen und Flexibilität wahren
Die Zusammenarbeit seiner Vereine umfasst die Ebenen Administration, Marketing und Sport. Während die Verantwortlichen im administrativen Bereich Datenbanken und Scouting-Technologien teilen, sollen bestehende Sponsoren mit ihren Marketingaktivitäten neue Märkte erschliessen können. Im Sport soll es hingegen vermehrt zu Transfers zwischen den drei Clubs kommen. Das Vorgehen erinnert an die City-Gruppe oder das Konsortium von Red Bull. Schaefer kennt die gängigen Kooperationen, streicht Unterschiede heraus und nennt Nachteile im System Duchâtelet, Pozzo und Tan.

Mit Vendsyssel und Lustenau stehen zwei seiner Vereine derzeit im hinteren Bereich der Tabelle. Dafür läuft es im Zentrum von Frankreich: Clermont Foot liegt auf einem direkten Aufstiegsplatz und hat jüngst gar den langjährigen Erstligisten Guingamp auswärts mit 5:0 besiegt. Zu den Neuzugängen des Vereins – fast ausschliesslich Spieler unter 23 Jahren – gehören auch solche aus Vendsyssel und Lustenau.

Nebst der sportlichen Kooperation und einem Stadionprojekt in Clermont-Ferrard und Lustenau verbindet die drei Vereine das langfristige sportliche Ziel, in die erste Liga aufzusteigen. Die «Global Football Company» soll es möglich machen.