Ich glaube ja kaum an die Liebe auf den ersten Blick, oder besser gesagt nicht beim Menschen. Bei mir war es jedoch so, als ich die Tribüne vom FC Bavois gesehen habe, ein Gefühl im Bauch, das mir sagte, Andrin, dahin musst du unbedingt mal hin. Von Objektophilie will ich jetzt nicht gerade sprechen, aber die malerische, kleine Tribüne mit 74 Sitzen hatte etwas, was mich magisch anzog. So machte ich mich also zuerst auf nach Yverdon-les-Bains, wo ich mit einer Klassenkameradin im See badete. Abkühlung tut gut – wird die Schweiz zurzeit doch recht heftig von einer Hitzewelle heimgesucht.

Um halb vier Uhr nachmittags ging es weiter ins Dörfchen Bavois, welches auf der Orbeebene liegt und mit seinen lediglich 781 Einwohnern gerne übersehen wird. Der heimische Fussballclub hat anfangs dieses Jahres den Aufstieg in die 1. Liga Classic, die insgesamt vierthöchste Liga der Schweiz geschafft. Der Gegner im heutigen Freundschaftsspiel war Stade Nyonnais, welches den umgekehrten Weg machte und im letzten Jahre aus der Challenge League in die 1. Liga Promotion abstieg. Das „Stade des Peupliers“ liegt direkt an der Bahnlinie und ist schon von weitem zu sehen. Es liegt westlich des Dorfkerns inmitten von Schrebergärten und Feldern.

Anfangs wurde ich aufgrund meiner doch ziemlich massiven Kamera als Journalist für die Gastequipe aus Nyon gehalten, nach Aufklärung wurde noch ein kurzes Gespräch auf Französisch gehalten mit dem älteren Herrn aus Bavois, der doch ziemlich beeindruckt war. Eintritt musste ich für dieses Spiel keinen bezahlen. Nach einer kurzen Inspektion des Terraines (vielmehr als ein kleines Clubrestaurant und die Tribüne gab es nicht zu sehen) setzte ich mich ziemlich zentral in die 2. Reihe der kleinen Tribüne.

Fussball ist nicht nur das moderne Stadion mit den modernen WC’s und dem eigenen Catering. Fussball ist auch, wenn vor dem Spiel aus den Lautsprechern das Lied „All About U“ des leider verstorbenen US-Rappers „2Pac“ aus den Lautsprechern dröhnt. Fussball ist auch, wenn auf der Tribüne jeder jeden kennt und auch ich von diversen Zuschauern mit einem Händedruck und einem kurzen „Salut“ begrüsst wurde. Die Tatsache, das der Torwart nach jedem Fehlschuss den Ball persönlich in den Feldern suchen musste, machte das ganze noch ein Stück sympathischer. Rechtzeitig zum Spielbeginn war die kleine Tribüne doch noch ordentlich gefüllt worden, wobei sich das Durchschnittsalter bei den Zuschauern so um die 60 Jahre belief.

Anfangs war der Klassenunterschied kaum erkennbar und es war vor allem der Torhüter der Einheimischen, der in dieser Julihitze stets einen kühlen Kopf bewahrte. In der 30. und in der 51. Minute reagierte er jeweils mirakulös auf Schüsse der Favoriten. Mit einem 0:0 ging man in die Pause, in der man sich ein kühles Bier zu einem anständigen Preis gönnte. In Halbzeit zwei waren es vor allem die Einheimischen, die besser aus der Kabine kamen. In der 49. Minute wurden diese Anstrengungen belohnt mit der Führung belohnt. In der Folge probierten die Aussenseiter das Spiel zu kontrollieren, was auch gelang, bis in der 61. Minute, als sie in einen Konter liefen und mit dem 1:1 bestraft wurden. Bis zum Ende der Partie hatten beide Mannschaften diverse Möglichkeiten, die Partie zu entscheiden, schlussendlich blieb es jedoch beim gerechten Remis. Das Spiel verfolgten rund 100 Zuschauer.

Nach den 90 minütigen Spiel ging es zurück an die Bahnstation und dann weiter ins 50 Kilometer entfernte Heimatstädtchen Rolle.