Vor ziemlich genau einem Jahr ging es bereits einmal mit dem Kumpanen Flavio nach Deutschland, wo man neben einer Drittligapartie noch das Duell zwischen Ingolstadt und Darmstadt mitverfolgte – notabene die beiden späteren Erstligaaufsteiger. Und da jenes Wochenende als durchaus gelungen angesehen werden konnte, äusserten wir bereits früh den Wunsch, dies im nächsten August zu wiederholen. Wiederum mit der Wunsch auf zwei Spiele bei unseren nördlichen Nachbarn, wobei mir nach diversen Überlegungen das Abendspiel der Hamburger ins Auge stach. Generell sind ja solche Kicks am späten Nachmittag gut mit einer zweiten Partie zu verbinden, was sich dann dank der Partie Werder Bremen II – FC Magdeburg auch prompt so bestätigen sollte. Und hatte man die Spielplanmacher vor ein paar Beiträgen noch gelobt, stand man nach der Umterminierung der Partie auf den Freitagabend wieder einmal mit leeren Händen da.
Die Alternativen sollten tatsächlich so rar gestreut sein, dass aufgrund der tiefen Spielklasse entweder die Motivation fehlte oder bei einem lukrativen Kick die Distanz etwas zu gross war. Soll heissen, ein Oberligaspiel im Norden Hamburgs wie auch die Partie Osnabrück – Rostock wurden links liegen gelassen. Um doch noch eine zweite Spielstätte von Innen betrachten zu dürfen, schlug ich Flavio eine Führung bei St. Pauli vor, was bei ihm ebenfalls Anklang fand.
Pünktlich in Norddeutschland nach einem Flug über das Bremer Weserstadion gelandet, klapperten wir sogleich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten ab, wobei einige davon auf den Fotos in der Galerie am Beitragsende zu sehen sind. Obwohl ich schon viel Gutes über die Hafenstadt gehört hatte, vermochte mich das „Tor zur Welt“ irgendwie nicht vom Sockel zu reissen. Der Hafen ist aber sicherlich sehr eindrücklich und allemal einen Besuch wert. Von dort aus erreicht man dann auch relativ schnell das Millerntor, wo der FC St. Pauli sein Zuhause hat und in knapp einer Stunde zur Führung lud.
Über die Landesgrenzen hinaus erfreut sich der Verein ja über grossen Zuspruch, wobei der Club zumindest bei mir und Begleitung Flavio keinen wirklichen Anklang fand. Zu übertrieben wird hier mittlerweile eine ursprünglich sozialkritische Bewegung kommerziell ausgeschlachtet. Der Vollständigkeit halber aber dennoch ein Panoramabild des Piratennestes. Nach der Führung bot sich ein Besuch auf dem Dom an, dem grössten Volksfest im norddeutschen Raum, ehe wir zum „Vorstadtclub“ aufbrachen. Diese Bezeichnung trifft zumindest stadiontechnisch ziemlich genau zu. Von der Zughaltestelle läuft man nämlich noch ein gutes Stück ins Waldesinnere, ehe sich, ähnlich wie in Frankfurt, der mächtige Stadionkomplex vor einem auftut.
Das eine Sorgenkind der letzten Saison begrüsst heute das andere aus Stuttgart, wobei man aber beim Dino auf ein treues Publikum zählen kann und so verliefen sich trotz klarer Auftaktniederlage bei den Bayern 54’618 Zuschauer ins Volksparkstadion. Sicherlich ein richtiger Schritt und eine erfreuliche Entwicklung, dass die Spielstätte nicht mehr auf einen Sponsorennamen hören muss. Zumindest in der Anfangsphase fanden sich die Hamburger in der neu-alten Heimat aber nicht sonderlich gut zurecht und lagen nach 20 Minuten bereits mit einem Treffer in Rückstand. Die Antwort folgte beinahe postwendend und als bereits alle mit einem Unentschieden zur Spielhälfte rechneten, erzielte der auffällige Daniel Ginczek die neuerliche Führung für die Gäste. Dieser Treffer wurde erstmals so richtig gefeiert, zumal die Schwaben vorher nicht koordiniert supporteten, was auf eine verspätete Ankunft der aktiven Fanszene schliessen lässt. Beim Heimanhang gibt es auch Supportbemühungen, nach der Auflösung der „Chosen Few“ ist dies aber meiner Meinung nur noch Bundesliga-Durchschnitt, was da in den Hamburger Nachthimmel geträllert wird. Aber die Partie animierte auch nicht sonderlich zum lautstarken Support denn 56 beziehungsweise 57 Prozent Fehlpässe sind doch eine erschreckend hohe Quote für zwei langjährige Bundesligisten.
Im zweiten Abschnitt drehten die Gastgeber dann etwas auf und kamen vor allem dank der Einwechslung von Edel-Joker Lasogga noch zu einem Punktgewinn. Wieso man den Herrn nicht jeweils von Anfang an bringt, bleibt mir definitiv ein Rätsel. Er erzielte nämlich nicht nur den späten Ausgleich, sondern spielte in der Nachspielzeit uneigennützig auf den Captain der Rothosen, Johan Djourou, welcher im Stile eines Goalgetters abgeklärt zum mehr als glücklichen 3:2 einschob. Die Schweizer mussten es wieder einmal richten! 😉
Zumindest spieltechnisch war das Gezeigte magere Kost, immerhin sah man die torreichste Partie der Runde. Anders als letztes Jahr in Ingolstadt hatten wir am heutigen Abend aber wohl eher nicht die beiden Überflieger der laufenden Spielzeit zu Gesicht bekommen.