Es ist acht Uhr morgens und wir liegen verschlafen in unseren Hotelbetten in Prag. Gesänge haben uns soeben geweckt und wir fragen uns, wer da draussen solchen Lärm veranstaltet. Es sind die Fans von Slavia Prag, die sich vor unserem Hotel, das in ihr Stadion integriert ist, zum Einsingen getroffen haben. Bis sie gemeinsam den langen Weg zum Stadion des Erzrivalen hinter sich bringen, sind auch wir auf den Beinen.

Im 281. Derby tritt Gastgeber Sparta als Favorit an, das überlegen an der Spitze der Tabelle steht, während Slavia unmittelbar mit dem Abstieg zu kämpfen hat.

Wenn es sich lohnt in Tschechien Fussballer zu werden, dann um einmal im Derby in diesem Hexenkessel einzulaufen. Bis auf eine Ecke ist heute als Gelb-Rot-Blau und die Hälfte der 19’089 Zuschauer ist zum Anpfiff noch nicht auf den Rängen, da derartiger Andrang herrscht. Es scheint ganz so, als ob sich die Stimmung auf die Spieler überträgt, denn beide Mannschaften starten schwungvoll und kommen früh zu ihren ersten Torchancen. In der 23. Minute hat der Slavia-Goalie seine liebe Mühe mit einem Schuss aus der zweiten Reihe und nur zwei Minuten wiederholt sich die Szene. Das Führungstor für den Gastgeber liegt in der Luft.

Dieses ist nach einer halben Stunde schliesslich Tatsache, als David Lafata eine Hereingabe sehenswert verwertet. Noch vor der Pause bietet sich Slavia die Chance zum Ausgleich, doch ihr Stürmer umspielt zwar den Torwart, wird aber im letzten Moment gestört und verpasst das Tor.

Von beiden Seiten gibt es durchgängig lauten Support, was manch Zuschauer auf der Gegentribüne aus der Sitzschale reisst. Erstaunlich, dass beide Fanlager grösstenteils auf Fahnen verzichten.

Nach dem Seitenwechsel ist es erneut das Heimteam, das sich die erste Chance erarbeitet. Ein gekonnter Pass in den Rücken der Abwehr reicht, um dank einem abgelenkten Schuss das zweite Tor zu erzielen. Slavia stemmt sich nun aber vehement gegen die Niederlage. Diese ist aber spätestens eine Viertelstunde vor Schluss Tatsache, als Sparta der Treffer zum 3:0 gelingt. In der letzten Spielminute fehlen den Gästen dann nur wenige Zentimeter zum Ehrentreffer, als ein Freistoss knapp über das Tor fliegt. So aber bleibt es beim klaren Sieg für den Prager Arbeiterverein Sparta.

Das Stadion Letná liegt – leicht erhöht – im Norden der Stadt. Sie ist zweirangig und einzig die Haupttribüne kommt optisch anders daher. Die beiden Fanblöcke liegen diagonal voneinander in den Ecken. Speziell sind auch die beiden unterschiedlichen Ecken am jeweiligen Ende der Gegentribüne.