Traditionell führt der Weg zum Jahresende ins britische Königreich. Durch den Aufstieg der Bluebirds aus Cardiff und dem Bau einer neuen Heimat von Tottenham verwehrten mir zwei Stadien die neuerliche Komplettierung der höchsten Spielklasse. Diese Reise sollte Abhilfe schaffen.
Die verspätete Eröffnung des Stadion der Spurs machte mir aber einen Strich durch die Rechnung, sodass auf eine der wenigen fehlenden Londoner Spielstätten ausgewichen werden musste. Die Wahl fiel auf den drittklassigen AFC Wimbledon, der ebenfalls an einer neuen Heimstätte bastelt. Von meinen fünf Begleitern fiel eine Person kurz vor Reiseantritt krankheitsbedingt weg, sodass am besagten Samstagnachmittag „lediglich“ Enri, Joel, Xavier, Jonas und ich den Zug vom Londoner Stadtzentrum nach Norbiton bestiegen. Vom Provinzbahnhof im Süden der Metropole ist ein kurzer Fussmarsch vonnöten, ehe sich mit der Kingsmeadow die designierte Bleibe des Traditionsvereins vor einem auftut. Trotz dem Gründungsjahr 2002 verdienen sich die „richtigen“ Dons dieses Prädikat. So gründeten erzürnte Anhänger als Antwort auf die Namensänderung und den Umzug ins weit entfernte Milton Keynes ihren Lieblingsverein vor 16 Jahren schlicht neu. Erfreulicherweise scheint für einmal die Gerechtigkeit zu siegen, spielen die MK Dons doch mittlerweile eine Liga tiefer als ihr Ursprungsverein.
Den dreihundert anwesenden Gästen aus dem nordenglischen Partyort Blackpool widerfährt seit Jahren ein ähnliches Schicksal. Die Heimspiele werden von einem Grossteil der Anhängerschaft konsequent boykottiert – so auch das kommende Duell im FA-Cup gegen das grosse Arsenal. Grund dafür ist die Familie Oyston, die den Verein unter Aufsicht von Familienoberhaupt Owen, seines Zeichens ein verurteilter Vergewaltiger, mit eiserner Hand und wenig Nachsicht führt.
Trotz aller Sympathie und Anteilnahme am Schicksal kann ich beiden Vereinen kein gutes Zeugnis ausstellen. So sehen die 4’416 Zuschauer, ein Grossteil von den Stehplätzen aus, ein enttäuschendes 0:0. Daher kann ich es einem Trio der Reisegruppe auch nicht verübeln, dass sie sich bereits zur Halbzeitpause in die Kneipe hinter dem Stadion verabschieden. Den Schlusspunkt eines langen Tages bildet die feuchtfröhliche Busfahrt bis ins walisische Reiseziel Cardiff.