Zwei namhafte Duelle im Westfalenland stellten nach den Semesterprüfungen den Auftakt ins neue Fussballjahr dar. Als kleiner Wermutstropfen agierte dabei die unglückliche Terminierung für das Duell zwischen Bochum und Duisburg, das die Komplettierung der zweiten Spielklasse damit vertagen lässt.
Der Start ins Wochenende erfolgt mit dem Flutlichtspiel in Münster, wo der SCP den FC Kaiserslautern auf den Monat genau letztmals vor 55 Jahren begrüssen durfte. Das Preussenstadion bildet hierbei das einzig verbliebene Relikt. Aus der Bundesliga wurde die 3. Liga, aus dem Adler-Wappen ein moderner, weil abstrahierter, Flugvogel. Immerhin: Der zweiten unschönen Entwicklung stellten sich die Preussen-Anhänger erfolgreich entgegen, sodass die Verantwortlichen im vergangenen Jahr zum alten Logo zurückkehrten. Eine Umbruchstimmung ist dennoch spürbar, so unterschrieben die involvierten Parteien just am heutigen Spieltag eine Absichtserklärung zum Umbau der Spielstätte und das Trainergespann Antwerpen/Öztürk gab den Abgang per Saisonende zum finanziell erstarken KFC Uerdingen bekannt.
In fantechnischen Belangen gibt es zum Start in die Rückrunde ebenfalls Neuigkeiten zu vermelden, herrschte doch seit der Ausgliederung der ersten Mannschaft anfangs des vergangenen Jahres und der darauffolgenden Auflösung der beiden führenden Gruppen, der Gruppo Resistente aus der Fiffi-Gerritzen-Kurve und den Deviants Ultras, Tristesse auf den Stehtraversen in Münster. Sehr zu meiner Freude bevölkerten am vergangene Wochenende rund hundert Münsteraner der Gästeblock in Jena und zeigten hinter einem Banner mit der Aufschrift „Gezweifelt, aber nicht gebrochen“ koordinierten Support. Einen Namen hat das neue Kollektiv, das aus jungen Leuten sowie ehemaligen Mitgliedern von Vorgängergruppen bestehen soll, noch nicht. Heuer traten sie erstmals im eigenen Zuhause in Erscheinung und hatten sogleich ein kleines Intro vorbereitet. Wer selber in einer Kurve steht, kennt das einmalige Gefühl, wenn man zusammen springt und singt. Da sich zudem die Mannschaft, allen voran der junge Akono, bei bissiger Kälte unter den Augen von 10’008 Zuschauern entschlossen zeigte, stand es bereits zur Pause 2:0 für die Gastgeber. Damit deutete alles auf eine perfekt gewählte Rückkehr der Ultras hin.
Bis mich ein Spruchband im Gästeblock vor Rätsel stellte. Zwar verhalten sich Ultras im Hinblick auf höhere Ziele oftmals solidarisch, das Spruchband der Generation Luzifer „Endlich sind die SCP-Ultras wieder da“ versprühte meines Erachtens jedoch zu viel falsches Harmoniegefühl und prompt bekam ich recht. Das zweite Transparent mit der Aufschrift „und eure Fahne ist auch wieder da“ wurde gleichzeitig mit der von SCP-Ultras vor acht Jahren im Zug vergessenen Zaunfahne der „Curva Monasteria“ präsentiert. Zuviel für einige Heimultras, die sofort in den Innenraum sprangen und sich dem Spielfeld näherten. Eine, in dieser bescheidenen Anzahl, unüberlegte und inkonsequente Reaktion. Die Bereitschaftspolizei drängten die Heimfans zurück, die daraufhin den Support einstellten und geschlossen das Stadion verliessen. Draussen sammelte sich nach Spielschluss eine Abordnung an der nahegelegenen Tankstelle. Ausser kleineren Kollateralschäden für Normalo-Fans der Pfälzer und etwas Kontakt mit der Staatsmacht gibt es bis zur eigenen Rückkehr ins Stadtzentrum nach über einer Stunde Warterei aber nichts Erwähnenswertes zu vermelden.
Abgesehen von der überraschenden Aktion überzeugte mich der Gästeblock allerdings nur in der Anzahl mitgereister Fans. So wurden beispielsweise beim Intro Stroboskope klar zu früh gezündet und die suboptimale Platzierung (aufgrund der späteren Geschehnisse?) gilt es ebenso negativ hervorzuheben, wie das frühe Einstellen der Gesänge zur Halbzeitpause.
Zum Schluss noch etwas Eigenkritik: Ich möchte ich mich für die schlechte Bildqualität entschuldigen. Besonders bei den Aufnahmen am späteren Abend offenbarte meine sonst so verlässliche Kamera eklatante Schwächen.