Um ein Haar hätte die Eintracht-Fans das gleiche bemitleidenswerte Schicksal ereilt, das eine Woche zuvor bereits den Anhängern der Stuttgarter Kickers widerfahren war: Der sichergeglaubte Aufstieg löste sich in letzter Sekunde in Luft auf. Doch Denis Wieszolek im Tor der Trierer liess sich trotz mehreren brenzligen Situationen kein zweites Mal in dieser Nachspielzeit bezwingen.
Wenig hatte darauf hingedeutet, dass die grosse Aufstiegsfeier für Trier beinahe im Desaster enden würde. Im entscheidenden Aufstiegsspiel um einen Platz in der Regionalliga reichte dem Gastgeber nämlich ein Remis, um mit den Stuttgarter Kickers den anderen Traditionsklub zu einem weiteren Jahr in der Oberliga zu verdammen. Spätestens nach den zwei gelb-roten Karten und der Führung in der 87. Minute hatten sich auch die letzten Pessimisten auf der Haupttribüne von ihren Sitzschalen erhoben.
Doch die neun Stuttgarter zeigten Moral und glichen in der 93. Minute tatsächlich noch aus. Ein Makel, den die Eintracht aufgrund des besseren Torverhältnisses in der Aufstiegsgruppe verkraften konnte. Erst im Anschluss, als den Gästen trotz doppelter Unterzahl mehrfach nur wenig zur grossen Wende fehlte, kehrte kurzzeitig das Zittern bei den SVE-Fans zurück. Zum Schluss blieb es aber beim 1:1.
Wider Erwarten wirkten die Gästefans ob des zweiten Nackenschlags innerhalb kurzer Zeit erstaunlich gefasst. Ein später Ausgleich von Konkurrent Freiberg hatte ihren Klub am letzten Spieltag erst im Fernduell noch vom direkten Aufstiegsplatz gestossen. Doppelt bitter: Weil die Stuttgarter Anhänger und Spieler nicht mitbekommen hatten, dass jene Partie noch lief, feierten sie auf dem Rasen in Dorfmerkingen bereits die vermeintliche Rückkehr in die Viertklassigkeit.
Auch wenn der Partie die Spielklasse deutlich anzumerken war, sorgte die Kulisse für einen kurzweiligen Nachmittag. Die 8’300 Zuschauer zeichneten nicht nur für ein ausverkauftes Moselstadion und hervorragende Stimmung verantwortlich, sondern auch für Szenen, wie ich sie in Deutschland noch nie erlebt hatte. Überall kletterten Menschen auf den Zaun, ergatterten sich einen Fensterplatz im nahegelegenen Gebäude oder erklommen Verpflegungsstände, um in der ältesten Stadt Deutschlands eine bessere Sicht auf das wichtigste Spiel des Jahres zu geniessen.