«Du kannst alles sagen gegen mich oder die ganze Welt. Aber ich will nichts von dir gegen Split hören», klang es gar aus den Kehlen der Bardamen, die zum Höhepunkt des Abends selbst auf den Tresen gestiegen waren und die feiernde Menge für lau mit Alkohol versorgten. Mittlerweile hatte auch ich das Lied «Nista kontra Splita» (Nichts gegen Split) des lokalen Sängers Dino Dvornik oft genug gehört, um in der kleinen Bar im Herzen Dalmatiens nicht weiter aufzufallen.

(K)ein Schweizer Spielverderber

Stunden zuvor hatte mit Hajduk der lokale Fussballklub erstmals seit neun Jahren wieder den kroatischen Cup gewonnen – und das ausgerechnet in der heimischen «Muschel», wie das Stadion Poljud im Deutschen heisst. Dabei begann das Aufeinandertreffen mit dem Rivalen aus Rijeka alles andere als optimal: Nach nur 13 Minuten brachte ausgerechnet der Schweizer Nationalspieler Josip Drmic die Gäste in Führung.

Unter der Leitung der Torcida, der 1950 gegründeten und damit ältesten Fanorganisation Europas, vermochte der Gastgeber die Partie aber noch zu drehen. Nebst der Unterstützung von den Rängen trug auch eine rote Karte gegen die Gäste aus Istrien ihren Teil dazu bei, dass sie in Unterzahl kaum mehr offensiv in Erscheinung traten. Spätestens mit dem Tor zum 3:1 war die grosse Genugtuung über den Titelgewinn bei den 29‘411 Zuschauern zu spüren, nachdem Hajduk kürzlich eine weitere Saison nur knapp hinter dem ewigen Rivalen aus Zagreb abgeschlossen hatte.

Andere Länder, andere Sitten

Mit dem Schlusspfiff verlagerte sich die Freude von den Rängen auf den Rasen und obwohl selbst auf der Gegentribüne jeder Anwesende beim Anlass seine Schuhe hatte ausziehen müssen, erhellten nun überall Fackeln die historische Nacht an der Adriaküste. Einige von ihnen flogen im hohen Bogen in die Reihen der rund dreitausend Rijeka-Fans, die sich das Schauspiel gezwungenermassen mitansehen mussten. Es war die Antwort der «Plünderer» (Hajduk) auf die Aktion der Armada aus Rijeka, die wenige Minuten vor Abpfiff mit der Niederlage vor Augen angefangen hatte, benachbarte Blöcke mit brennenden Leuchtstäben einzudecken. Passive Ordnungskräfte und lachende Väter mit winkenden Kindern auf ihren Armen – untermalt von Miso Kovacs Folklore – zeichneten besonders für Westeuropäer ein surreales Bild.

Zwischen den überschäumenden Glücksgefühlen im Stadion mit dem pittoresken Gebirgszug Kozjak im Hintergrund und dem Ausklang des langen Abends in der eingangs beschriebenen Bar, begab ich mich auf eine Anhöhe. Hier von der Terrasse des Restaurants Vidilica liess sich die Halbinsel Marjan und damit das Zentrum Splits bestens beobachten. Ich hatte auf ein Feuerwerk spekuliert, das die UNESCO-geschützte Altstadt mit ihrem Diokletianspalast und der belebten Riva taghell erleuchten lassen würde – und wurde abermals nicht enttäuscht.