Wer über 100 Fussballspiele im Jahr besucht und damit zumindest in diesem Kontext nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, muss sich von seinem sozialen Umfeld einiges anhören lassen. «Du laugst deinen Körper aus» oder «Irgendwann passiert dir etwas» sind dabei zwei der Äusserungen, die ich immer wieder zu hören bekomme. Noch häufiger sind einzig die Fragen, die nicht das seelische oder physische Wohlbefinden thematisieren, sich aber ebenfalls ähneln: Wo warst du zuletzt, wo gehst du als nächstes hin, welches war dein bisher bestes Spiel, und welches das schönste Stadion, das du je besucht hast?

Immerhin auf die letzte Frage halte ich seit diesem Septemberwochenende eine Antwort bereit. Die «Ottmar Hitzfeld Arena» in Gspon ist nämlich nicht nur das höchstgelegenste Stadion Europas, sondern in meinen Augen auch das schönste. Benannt nach dem ehemaligen Schweizer Nationaltrainer thront es im Weiler oberhalb der Gemeinde Staldenried im Vispertal und ist nur mit der Seilbahn erreichbar.

Inmitten der wenigen Ferienhäuser und der ausruhenden Wanderer stört einzig der knatternde Motor eines Einachsschleppers die Idylle. Die zum Sportplatz gekarrten Bier- und Weissweinreserven sind der einzige Lohn, für den die Spieler der Walliser Bergdorfmeisterschaft antreten. Was aber nicht heissen soll, dass sie ihren speziellen Wettbewerb nicht ernst nehmen – im Gegenteil. Von Anfang Mai bis Ende September spielen sie in 14 Runden den Bergdorfmeister aus, Gspon ist Rekordsieger in der erstklassigen Gruppe A.

In diesem Jahr droht dem Gastgeber allerdings der Fall in die Zweitklassigkeit (Gruppe B). Dann nämlich, wenn im letzten Saisonspiel eine Niederlage resultiert und die Schützenhilfe ausbleibt. Ziemlich bald ist auf dem kleinen Spielfeld auf knapp 2000 Höhenmetern klar, dass der FCG auf ebendiese angewiesen ist, da er gegen die Gäste aus Mund mit 1:5 Toren in Rückstand liegt. Zwar drehen die Gsponer – wie vom Trainer prophezeit – nach dem Seitenwechsel in der dünnen Höhenluft auf und kommen auf 4:5 heran, der Ausgleich bleibt aber trotz Chancen in den Schlussminuten aus. Ein Happy End hält die Saison für die 50 Zuschauer dennoch bereit: Weil Gamsen den direkten Konkurrenten aus Unterbäch knapp schlägt, bleibt der FC Gspon erstklassig.