Vom Hass-Derby über das Nord-Süd-Derby bis zum B1-Derby mutiert im Sportjournalismus heutzutage gefühlt jedes dritte Spiel zum Derby, selbst wenn Meppen gegen Spelle oder St. Gallen gegen Winterthur antritt. Gar die «Mutter aller Derbys» wurde bereits simultan nach Belgrad, Buenos Aires, Krakau und Rom verdingt.

Auch rund um das Cup-Spiel zwischen dem Vorortklub aus Wals-Siezenheim und der Austria Salzburg gab es zahlreiche Derby-Neologismen. Faktisch ist es jedoch «nur» das Aufeinandertreffen eines ambitionierten Drittligisten und eines internationalen Dauergasts, emotional ist es zumindest das Duell zwischen Tradition und Moderne, das in Sachen Fankultur und soziokulturellem Werteverständnis grösstmögliche Dissonanz erkennen lässt.

Den medial heraufbeschworenen «Kampf um die Identität» hat die Austria Salzburg bereits weit vor diesem Abend gewonnen. Nichts verkörpert die Ideale des Salzburger Ursprungsvereins besser, als in den Gründerfarben durch die Region zu tingeln und engagierten Menschen, die vielfach in Fronarbeit der lokalen Jugend das Fussballspiel ermöglichen und das Vereinsleben hochhalten, etwas zurückzugeben. Und spätestens seit der 90-Jahres-Feier Anfang September und der dabei kommunizierten Schuldenfreiheit ist die Austria nach klammen Jahren auch wirtschaftlich gerüstet, mit mehr Weitsicht und Nachhaltigkeit den nächsten Anlauf mit dem Ziel Profifussball zu wagen und so den treuen Wegbegleitern auf Fanebene etwas zurückzugeben.

Übrigens: Vor 4101 Zuschauern endete das 1/16-Final im österreichischen Cup mit 0:4. Derart sekundär wie an diesem einseitig stimmungsvollen Abend dürfte ein Resultat in der Arena des ehemaligen Bundesligisten aber noch nie gewesen sein. Weitere Auftritte der Violetten wird es in Grödig allerdings nicht geben. Laut Sicherheitsbehörden ist das kleine Stadion am Fusse des Untersberg für Risikospiele ungeeignet, auch spricht sich das Land Salzburg gegen die Installation eines Kreisverkehrs an der Autobahneinfahrt aus. So scheint die Zukunft der Austria weiter in Maxglan: mit Lärmschutzwand und LED-Flutlicht, aber auch mit der Fantribüne und ihren unbeugsamen Vertretern darauf. Diese sammeln weiterhin für die Begleichung der Verbandsstrafe für den Einsatz von Pyrotechnik und können hier unterstützt werden.