Langsam schrumpft die Liste an Schweizer Spielstätten mit Tribünen, die ich unbedingt noch besuchen möchte. Grossen Anteil daran haben die Spiele unter der Woche, die ich besuchen kann ohne dafür gleichen einen ganzen Samstag opfern zu müssen. So auch heute, wo die Verantwortlichen in Luzern ein Spiel der viertklassigen „1. Liga classic“ aus mir nicht bekannten Gründen auf den Freitagabend vorverlegten. Zwar liegt die Leuchtenstadt von Lausanne aus nicht gleich um die Ecke, ist aber nach Feierabend bis zum Anpfiff gerade noch rechtzeitig zu erreichen. Sowieso würde ich nach dem Schlusspfiff ins Wochenende scheiden, sodass eine späte Rückkehr ebenfalls kein grosses Hindernis darstellte.
Eine Viertelstunde vor Anpfiff erreichte ich die Sportanlage Hubelmatt. Das renovierte Leichtathletikstadion liegt unmittelbar neben dem gelb-goldigen Neubau der ersten Mannschaft und verfügt über eine grosse Tribüne. Schöne Geste übrigens, dass hinter der neuen Heimtribüne diejenige des alten Allmend-Stadions in ihrer Form erhalten bleibt. Trotzdem wird dadurch meine Abneigung dem FCL nicht kleiner. Heute musste ich damit aber auf der Hut sein, zumal ich doch einige Fans aus dem aktiven Umfeld unter den 130 Zuschauern ausmachte, die ebenfalls den Wucherpreis bezahlt hatten.
Einer, der wohl nichts bezahlt hatte, ist Ex-Basler und Nationalspieler Benjamin Huggel, der plötzlich neben mir an der Trese stand. Huggel arbeitet neben seinem Job beim Schweizer Fernsehen in der Nachwuchsabteilung der Luzerner. Als ich bestellte, fragte er mich, warum ich hier aufkreuze, wobei er meinen St. Galler Dialekt mehr oder weniger gelungen nachäffte. Ich klärte Huggel über meine Leidenschaft auf und holte direkt zum „Gegenschlag“ aus, der dem Beni ein verlegenes Lachen und dann ein beschämendes „in der Hitze des Gefechtes“ über die Lippen entlockte. Angesprochene Szene war sein legendärer Ausraster im Skandalspiel der EM-Barrage gegen die Türkei, als der Basler einem türkischen Betreuer beim Hinausgehen einen heftigen Tritt mitgegeben hatte.
Die anschliessende Partie war da deutlich weniger unterhaltsam. Die leicht zu favorisierenden Hausherren kamen unmittelbar nach Beginn der zweiten Hälfte zum ersten Tor und nur ein paar Minuten später machten sie mit dem 2:0 alles klar. Den Assist zum zweiten Treffer an diesem Abend lieferte übrigens der stark aufspielende Luzerner Nachwuchstorhüter Jonas Omlin. Daran änderte sich bis zum Schluss nichts mehr und für mich ging es im Anschluss mit dem Zug wieder zurück in die Westschweiz.
Nachtrag vom 12.05.15: Vor wenigen Minuten gab Benjamin Huggel bekannt, sein Amt als Nachwuchstrainer beim FC Luzern niederzulegen. Er übernimmt den Trainerposten bei den Black Stars Basel. Diese spielen in derselben Liga wie der FC Luzern II und stehen im Moment nur einen Rang hinter ihnen.