Die Nachholspiele im Schweizer Amateurfussball haben sich bei mir zum Fixpunkt gemausert. So bevorzuge ich denn auch am vierten Mittwoch in Folge den Spielfeldrand der heimische Couch. Ein Spiel zwischen dem FC Naters und meinem Quartierverein Stade Lausanne-Ouchy lockte mich ins Oberwallis.
Und auch wenn heute nicht der Slogan „Support your local Team“ meinen Spielbesuch begründet, empfehle ich euch, statt eine Spieltagskonferenz auf einem Pay-TV-Sender am Samstag doch einmal bei eurem Quartierverein vorbeizuschauen. Zwar gibt es dort keine Alaba-Freistösse oder Bale-Temporushs, viel eher aber trifft man auf den Lehrer von früher oder erspäht auf dem Spielfeld den Nachbarsjungen, der noch vor einigen Jahren bei den C-Junioren gespielt hat.
Um ein Haar verpasste ich den Zug ins Oberwallis, doch die Freude, dass es doch noch gereicht hat, trübte mein Regenschirm, der – bei starken Regenfällen – noch immer an der heimischen Garderobe hängen musste. Zwei Stunden später erreichte ich den Bahnhof in Brig. Von dort brachte mich der Bus bis zur Sportanlage Stapfen. Zielort des Busses ist übrigens ein kleiner Weiler namens „Bitsch“. Die Gemeinde hat tatsächlich Probleme mit Dieben, die in der Nacht jeweils das Ortsschild abschrauben.
Spätestens, wenn dich im Bus jeder begrüsst, merkst du, dass du auf dem Land bist. So rätselte ich auf der Fahrt im Bus über zwei Jungs, welche Sprache sie wohl sprechen. Es stellte sich dann heraus, dass es doch nur die „fünfte Landessprache“, also Walliserdeutsch in Extremform war. Von der geografischen Lage ist der kleine Ort auch interessant. So liegt Milano wesentlich näher als zum Beispiel Lausanne. Auch nur wenige Kilometer vom Spielort entfernt, schmelzt der Aletschgletscher vor sich hin.
So wie der Gletscher plätscherte in der Anfangsphase auch das Spiel vor sich hin. Nach einer Viertelstunde nahmen die Lausanner ein Geschenk der Gastgeber dankend an und trafen zum 0:1. Der Favorit und Aufstiegskandidat aus Lausanne gab sich auch in der Folge keine Blösse und spielte souverän, was über die Spieldauer zu drei weiteren drei Treffern führte. Ein verdienter 0:4-Auswärtssieg im Dauerregen vor 150 Zuschauern. Gut möglich, dass die Gäste in der nächsten Saison in der drittklassigen Promotion League spielen.