Der Zerfall der Sowjetunion brachte Georgien zwar die Unabhängigkeit, aber auch den wirtschaftlichen Niedergang. Beispielhaft dafür ist die Industriestadt Rustavi, eine halbe Stunde südöstlich von Tiflis gelegen, die einst eines der grössten Stahlwerke des Vielvölkerstaates beherbergte, auf das auch die Existenz der 130’000-Einwohner-Stadt zurückgeht. Das Siedlungsgebiet ist durch den Fluss Kura in Alt- und Neustadt aufgeteilt, hält aber an beiden Uferseiten kaum architektonische Blickfänge bereit.
Einzig für Fussballromantiker bietet die Stadt mit dem Poladi-Stadion eine Sehenswürdigkeit. Dieses diente lange Zeit dem Klub Metallurg Rustavi als Heimstätte, seit 2015 hat das «Stahl-Stadion» mit dem FC Rustavi einen neuen Nutzer gefunden. Trotz modernem Anstrich im Logo vermag auch dieser die Massen nicht zu begeistern, sodass an diesem Donnerstag nach dem Feierabend rund 200 Zuschauer eintrudeln und einen Kantersieg des Heimteams zu sehen bekommen. Das diskussionslose 6:0 animiert ein Trio Jugendlicher, sporadisch ein barsches «Ru-sta-oui» von sich zu geben.
Der Gegner aus Sachkhere erlebte in den letzten Jahren einen beispiellosen Niedergang: Trat der Klub in der Saison 2019/20 noch in der Qualifikation zur Europa League an, begann mit der Trennung von Trainer Samson Pruidze kurz darauf die rasante sportliche Talfahrt. Gar nur ein Lizenzentzug eines Konkurrenten bewahrte den Ex-Erstligisten in der abgelaufenen Spielzeit vor dem Fall in die Viertklassigkeit. Dieser scheint aber nur eine Frage der Zeit: Chikhura steht abgeschlagen am Tabellenende der dritten georgischen Liga.