1312 Kilometer trennen die Städte Reggio Calabria und Bolzano voneinander. Kein anderes Duell auf dem italienischen Festland erfordert eine längere Anreise – dennoch war der Gästeblock mit 625 Reggina-Fans innert weniger Minuten ausverkauft. Deren Team hatte sich erst dank eines Siegtors in der Nachspielzeit am letzten Spieltag für die Playoffs der Serie B qualifiziert und damit einem Punkteabzug getrotzt, den sich die Kalabrier zuvor durch nicht entrichtete Einkommenssteuern und fehlende Gehaltszahlungen eingefangen hatten.

Der Auftritt in Bozen – im Südtirol lebt eine deutschsprachige Mehrheit – ist für die Gäste damit Bonus einer sportlich gelungenen Saison, während sich der FC Südtirol bereits in der Aufstiegssaison in Richtung italienisches Oberhaus orientieren darf. Trotz der jüngsten Erweiterung des eigenen Stadions müsste der nördlichster Profiklub Italiens seine Heimspiele in der Serie A im Exil austragen, zumal das Stadio Druso den Ansprüchen der Liga nicht genügt – da hilft weder die denkmalgeschützte Haupttribünenfassade noch das sehenswerte Panorama mit den letzten Ausläufern der Dolomiten am Horizont.

Direkt unter dem Gebirgszug liegt mit der «Gradinata Nord» das Zuhause der kleinen Fanszene, die eindeutig italienisch geprägt ist und dies prominent zur Schau stellt: Nebst zahlreichen Italien-Fahnen sprechen diese Anhänger auch nicht vom FC Südtirol in Bozen, sondern vom FC Alto Adige in Bolzano. Damit torpedieren sie die Absicht der Gründerväter in Form lokaler Unternehmer, die Mitte der 1990er-Jahre einen Profifussballklub im Südtirol aufbauen wollten, der beide Bevölkerungsgruppen eint und bis heute tatsächlich auf der Webseite als auch bei den Stadiondurchsagen zweisprachig geführt wird.

Im italienischen Playoff-Format genügt dem in der regulären Saison besser platzierten Team jeweils ein Unentschieden zum Weiterkommen. Diese Hürde wird in der Playoff-Vorrunde für den Aussenseiter gar noch erhöht, da es kein Rückspiel gibt und das besser klassierte Team im entscheidenden Aufeinandertreffen Heimrecht geniesst.

So kann der FCS auch im Duell mit den Süditalienern seinem Erfolgsrezept treu bleiben und tief stehend mit wenig Ballbesitz auf Konterchancen lauern. Orchestriert von Routinier und Ex-Atalantino Andrea Masiello lässt die Südtiroler Defensive auch an diesem Freitag vor 5419 Zuschauern trotz geringer Spielanteile kaum Grosschancen zu. Kurz vor Schluss setzen die Gastgeber zum Gegenangriff an und besiegeln mit dem 1:0 das eigene Weiterkommen, während sich Reggina-Trainer Filippo Inzaghi und seine Mannschaft in die Sommerpause verabschieden müssen.