Geht es um Groundhopping, einen Begriff, den ich auf dieser Webseite mit dem Zusatz «game-changing reports» mittlerweile bewusst umschiffe, finden sich in meinen Lesezeichen gerade einmal zwei Auftritte, die ich regelmässig konsultiere und besonders in Zeiten inflationär entstehender Instagram-Groundhopping-Profile zu schätzen weiss.
Einerseits betrifft dies Bernd aus Meppen, ein geschätzter Kollege, dessen Webpräsenz Fever Pitch mir besonders wegen der ansprechenden Spielauswahl und des unterhaltsamen Schreibstils gefällt, der nicht primär auf das Geschehen auf dem Platz abzielt. Die andere Webseite gehört Michael aus Essen, der auf Groundfever sein Hobby in Form einer unheilbaren Krankheit passend beschreibt. Im Gegensatz zu Bernd besucht er Spiele in höherer Kadenz und gewährt dem Leser besonders bei exotischen Reisen stets einen kulturellen Kontext.
Zum Abschluss meiner Vortragstournee zur indonesischen Fankultur in Nordrhein-Westfalen bot sich ein Besuch bei Rot-Weiss Essen an, bei dem mich Michael als Lokalmatador begleitete und mir vorab noch die Zeche Zollverein zeigte. Als ehemaliges Steinkohlebergwerk stellt es heutzutage ein UNESCO-Welterbe dar und bietet dem Besucher einen guten Überblick zum einst führenden Industriezweig im Ruhrgebiet.
Kein Welterbe, aber für Teile der Essener Bevölkerung dennoch eine elementare Baute, steht an der Hafenstrasse 97a, auch wenn das einstige Georg-Melches-Stadion mittlerweile einem Neubau (mit Potenzial zur Erweiterung) weichen musste. Dass es an diesem Sonntagnachmittag aber nur selten so laut wird wie in der alten Heimat, liegt nicht an der Infrastruktur, sondern nebst einem mauen 0:0 vor 17’657 Zuschauern auch am Zerwürfnis zwischen dem Klub und seiner Fanszene. Diese unterstützt das Team im Abstiegskampf der 3. Liga zwar weiterhin akustisch, verzichtet aber seit der Aussprache von 76 Hausverboten im Herbst 2022 auf jegliche visuelle Aktionen.
Auch beim VfB Oldenburg lassen sich gewisse Differenzen erahnen, wobei diese den Fanblock isoliert tangieren: Beim Auftritt in Essen positioniert sich die neu gegründete Gruppe Succade Ultrà Oldenburg, die hier das Verhältnis zum einstigen Commando Donnerschwee erläutert, am oberen Ende des Blocks, während sich im unteren Bereich die Oldenburger Vertreter der dritten Halbzeit (OL Hooligans) mit befreundeten Personen aus Aachen (Boxstaffel 520) einfinden.