Geht in den Westschweizer Gästesektoren der Super League auch heute noch regelmässig nach 65 Minuten das Bier aus, war dies seitens des FC Widnau eine Meisterleistung. Darüber war man sich im Nachgang der Cup-Partie im Lager der St. Galler Fans einig. Trotz 6350 Zuschauern, einer Zahl von der Rekordmeister GC meist nur träumen kann, gab es auf der Sportanlage Aegeten keinerlei Wutanfälle verzweifelter Biertrinker – im Gegenteil: Eine originelle Willkommensbotschaft, ein weitläufiger Sektor, ein vielfältiges Verpflegungsangebot sowie ein simples Einlassprozedere liessen die grün-weisse Anhängerschaft für einmal tatsächlich als willkommene Gäste fühlen.

Der Rheintaler Klub verdiente sich die stehenden Ovationen auf der eigens aufgebauten Tribüne aber nicht nur wegen der einwandfreien Organisation, sondern auch aufgrund des sportlich sehr ansprechenden Auftritts, etwa in Form des Traumtors (eine Direktabnahme aus spitzem Winkel) zur zwischenzeitlichen Führung oder der tollen Leistung des 17-jährigen Leo Hetzel im FCW-Gehäuse.

All dies liess über die Tatsache hinwegblicken, dass sich der FC St. Gallen beim 1:2 aus Sicht von Widnau an einem Vertreter aus der fünfthöchsten Spielklasse fast die Zähne ausgebissen hatte. Vor allem aber verstummt durch ein solches Fussballfest auch Kritik, die eigentlich angebracht ist: Wenn sich nämlich Amateurklubs aus Genf, Bern oder Zürich durch regional gegliederte Lostöpfe und vermeintliche Traumlose gezwungen sehen, ihr Heimrecht abzutauschen, geht die Magie des Schweizer Cups verloren.