Freitagnachmittag an der Uferpromenade in Vaasa. Ein Barsch zappelt in der Reuse russischsprachiger Fischer, Birkenblätter und Schilfrohre beugen sich dem Westwind, auf dem Wasser glänzt ein Ölfilm, während darunter Blaualgen – ein Überbleibsel vergangener Hitzetage – Schwimmbegeisterte vor einer Abkühlung in Ufernähe abschrecken. Eine Schar Gänse fliegt mit lautem Geschnatter dicht über die Wasseroberfläche, während sich auf der Brücke dahinter zum letzten Mal in dieser Woche der Feierabendverkehr staut.

An der Bootsanlegestelle lädt eine Familie Proviantboxen aus dem Kofferraum ihres Autos, nebenan trägt eine Gruppe junger Erwachsener gut gelaunt Bierfässer über den Steg. Sie beladen Boote wie die «Queen» oder den «Flipper», schnittigere Modelle tragen Namen wie «Hawk», «Shark» oder «Falcon». Bald fahren sie hinaus auf die Inseln im Bottnischen Meerbusen, um am letzten Augustwochenende traditionell «Venetsialaiset», den Abschluss der Boot- und Campingsaison, zu feiern.

Nur von Fussball fehlt im Herzen der 68‘000-Einwohner-Stadt im Westen Finnlands jede Spur. In den Bars am Marktplatz sitzen keine Fans mit baumelnden Schals an den Händen und selbst auf dem Weg zum Stadion sind weder zugeklebte Ampelsäulen noch Polizisten mit grimmigem Gesichtsausdruck und in die Hüfte gestemmten Händen zu erblicken. Dabei steht im Stadtviertel Hietalahti bereits seit Mitte der 1930er-Jahre ein Fussballstadion, dessen Haupttribüne bis zum heutigen Tag besteht.

Mit den «Geezers» gehört nebst der mittlerweile gesperrten Holztribüne auch eine kleine Fanszene seit vielen Jahren zum Inventar des Vaasan PS (VPS), zählt die Gruppe mit Gründungsjahr 1998 doch zu den ältesten des Landes. Sie verfolgt das Treiben auf dem Kunstrasen mal schweigend und mal eine finnische Adaption eines Kurvenklassikers von Lech Poznan singend, während «Vepsu» seine beneidenswerte Form unterstreicht und dank eines 2:1 gegen Kotka vor 2987 Zuschauern den neunten Sieg in Folge einfährt.