An den letzten Besuch auf der Winterthurer Schützenwiese habe ich schlechte Erinnerungen. Er war im März 2012, als der FCSG einmal mehr einen Halbfinalplatz im Schweizer Cup verschenkte und sich, nach einer 0:2 Führung, im Penaltyschiessen den Zürchern geschlagen geben musste. Trotzdem ist mir die Stadt Winterthur sympathisch, zumal hier ja auch die richtig guten Musikfestwochen stattfinden und die Altstadt gewissen Charme ausstrahlt.

Generell bin ich ja nicht so der Liebhaber von Freundschaftsspielen, hier wird jedoch eine Ausnahme gemacht, zumal mit dem FCUM eine besondere Mannschaft den erstmaligen Weg in die Schweiz gefunden hat. Der Verein wurde nämlich im Jahre 2005 von Fans der Red Devils gegründet, die sich nicht mit der neuen Führung (US-Investor Malcolm Glazer) und der stetigen Kommerzialisierung des Clubs anfreunden konnte. Nach langen, erfolgslosen Protesten wurde von ihnen selbst der FC United of Manchester ins Leben gerufen. Er spielt im Stadion des FC Bury, ist im Moment jedoch daran, ein eigenes Stadion zu bauen. Dieses soll auch zugleich als Begegnungsstätte für Randgruppen und Quartiermitglieder benutzt werden. Typisch für den Verein, bei dem jeder für die Saisonkarte soviel bezahlen muss, wie er eben kann. Viele sind heute noch „heimlich“ Fans der roten Teufel, besuchen aber kein Spiel mehr im Old Trafford.

Ihr Abenteuer mit ihrem eigenen Verein, wie sie ihn stolz nennen, startete in der 10. Liga Englands. Heute sind sie in der 7. Liga aktiv und mit dem FC Winterthur wurden die Amateurkicker von einem Verein eingeladen, der ebenfalls ein bisschen „sozialer und volksnaher“ tickt als die anderen Schweizer Clubs.

Richtig friedliche Volksfeststimmung also vor rund 2’700 Zuschauer hier an diesem sonnigen Samstag, das Spiel wurde richtiggehend zur Nebensache. Trotzdem hier eine kurze Rückblende: In der 14. Minute sind es die rund 300 mitgereisten Gästefans, die den Freistosstreffer von Liam Brownhill bejubeln dürfen. Die Gäste, die auf Trikotwerbung verzichten, agieren aber in der Folge zu passiv und so erzielt FCW-Publikumsliebling Patrick Bengondo in der 30. Minute per Kopfballaufsetzer den Ausgleich. Der FCW ist nun über die ganze Spieldauer gesehen überlegen und mindestens eine Klasse besser. Kurze Zeit später trifft Amin Tighazoui zum 2:1 und legt einige Minuten später erneut nach. Daraufhin wechselt die Gästeequipe und bringt mit Rhodri Giggs keinen geringeren als Ryan Giggs kleinen Bruder! Mit ihm in der Reihen fühlten sich die Engländer deutlich sicherer, bekamen aber schliesslich noch ein Tor und zwar jenes von Luca Senicanin in der 70. Minute zum 4:1-Endstand aus «Winti»-Sicht.

Das Ergebnis war an diesem Tag jedoch mehr als zweitrangig und es wurde gefeiert und beide Fans applaudierten den gegnerischen Spielern. Um es in den Worten des Winterthurer Anhangs ausdrücken: „As Football should be! – Wie Fussball sein sollte!“ Abseits des Kommerzes, wo man auch noch das eine oder andere Wort mit einem netten Engländer wechseln konnte.