In Zeiten abstruser Verschwörungstheorien ist nicht auszuschliessen, dass in irgendeiner Telegram-Gruppe steht, wieso es kein Zufall ist, dass hier nach einem Spielbesuch in L-I-N-Z am Folgetag ausgerechnet aus Z-L-I-N berichtet wird – wo, wiederum in einer Industriestadt, ein Team aus der Hauptstadt mitsamt grossem Anhang gastiert.

Die 75’000-Einwohner-Gemeinde im Osten Tschechiens präsentiert sich wenig spektakulär, der Spielbesuch bleibt dennoch positiv in Erinnerung: Am Bierstand enervieren sich rauchende Senioren mit Vokuhila und Dreiviertelhosen über den Schiedsrichter, Fotografen führen ihre bedingt motivierten Töchter pflichtbewusst in ihre Leidenschaft ein, die aufgetakelte Medienverantwortliche geniesst die ihr im Zwei-Wochen-Turnus geschenkte Aufmerksamkeit und in der Pause spielen Kinder entweder auf der ausgebleichten Hüpfburg oder in den Trikots der beiden Klubs auf einem Kleinfeld. Am Hügel hinter dem Stadion sitzen Familien auf Picknicktüchern und verfolgen das Spiel kostenlos, während auf der Weste der TV-Leute noch der alte Sponsorenname des Klubs prangt (und davon hatte dieser alleine in den letzten zwei Jahrzehnten drei).

Auch die Fanszene des FC Zlin überzeugt: Rund 60 Anhänger unterstützen ihre «Sevci» (Schuster) durchgehend hinter einer schönen Zaunfahne und sorgen mit Choreos, Spruchbändern sowie Pyroeinlagen für einen unerwarteten Lichtblick. Auch auf dem Rasen präsentiert sich der vermeintliche Aussenseiter angriffslustig und bejubelt gar den Führungstreffer, die Freude darüber wird jedoch vom VAR jäh erstickt.

Der Meister aus Prag wird zwar von vielen Fans begleitet, diese wähnen sich aber noch in der Sommerpause. Auch ihr Team agiert lethargisch und kommt beim 0:1 aus Sicht Zlins erst zum Schluss auf Touren. Zum grossen Entrüsten der 5521 Zuschauer spricht der Schiedsrichter den Pragern spät einen Penalty zu, den diese zum schmeichelhaften Auswärtssieg nutzen. Wie so oft war dem Tüchtigen das Glück auch dieses Mal nicht hold – wenn daran mal nur nichts faul ist…