Wie der treue Leser bemerkt haben wird, waren Flavio und Ich am Vortag bereits in Basel vorstellig, sodass das heutige Derby das vierte Spiel am Wochenende darstellte. Zur später Stunde hatte unser Duo am Vorabend also wieder in die Heimat gefunden, wo ich direkt nach Hause fuhr, während sich Flavio klar dagegen entschied. Kurz nach Mitternacht dann die verzweifelte Nachricht vom Kollegen, dass das Derby doch erst am 19. April vonstatten gehen wird. Dumm nur, dass er dabei Bild und Text vom letztjährigen Derby vor sich hatte. Einigen Leuten würde etwas weniger Gerstensaft eben doch ganz gut bekommen, was mir noch zusätzlich am nächsten Tag bei der Abfahrt morgens um 5 Uhr bestätigt wurde. Also mir ging’s ja gut. 😉
Die Fahrt durch den Schwarzwald mit Umstiegen in Karlsruhe und Frankfurt dauerte ziemlich lange und wurde grösstenteils durch belangloses Gerede überbrückt. Lediglich die Fahrt in der Regionalbahn nach Offenbach hob sich da etwas ab. Für den Weitertransport zum Stadion hatte sich nämlich „The Firm“ aus Mannheim in unseren Wagen gesellt. Ihre radikale rechte Gesinnung war auf Haut und Stoff unschwer zu erkennen und auch sonst würde ich einigen Genossen nur ungerne als Fan vom Rivalen über den Weg laufen. Jene Herrschaft wurde dann auch tatsächlich mit den anderen Fussballfans von der Polizei abgefangen, während wir die Ahnungslosen spielten und passieren durften. O-Ton: „Ah heute ist Fussball in Offenbach.“
Wussten wir natürlich (schlemisches Lachen) und machten uns zu Fuss auf zum Bieberer Berg. Die Strecke zieht sich zu einem ordentlichen Spaziergang, sodass wir gerade rechtzeitig zum Einlauf der beiden Mannschaften, schön eingedeckt mit der obligaten Currywurst und dem Pils, unsere Plätze auf der Hintertortribüne einnahmen. In Offenbach ist es ja so, dass die aktiven Fans die ganze Gegengerade zur Verfügung haben. Dies sieht zwar gut aus, bei der Stimmung wirkt sich diese Tatsache jedoch eher negativ aus. Allgemein hätte ich mir von der Seite der Offenbacher etwas mehr erhofft, während die rund 2000 Gäste aus Mannheim einen starken Auftritt hinlegten. Zu Beginn gab es eine Choreografie mit den Mottoschals der Waldhöfer, welche am heutigen Samstag von den Freunden aus Frankfurt unterstutzt wurden. Die ausgelassene Stimmung bei den Blauen ist sicherlich auch auf deren exzellente Lage in der Tabelle zurückzuführen, welche die Mannheimer mit soliden Polster auf Elversberg anführen. Etwas weniger gut läuft es dem Gastgeber und letztmaligen Meister, der nur in der erweiterten Spitzengruppe Unterschlupf gefunden hat und in der diesjährigen Relegation wohl keine Rolle spielen wird. Es sei denn, die Kickers läuten mit der heutigen Partie ihren Schlussspurt ein.
Die Kulisse dafür war mit 11’399 Zuschauer gegeben, doch irgendwie schien der OFC heute einen schlechten Tag eingezogen zu haben. Denn anders lässt es sich nicht erklären, dass sich eine Spitzenmannschaft der Regionalliga innerhalb von sechs Zeigerumdrehungen satte drei Gegentore fängt und schliesslich beim Derby zuhause gnadenlos mit 0:4 abgefertigt wird.
Zum Schluss noch ähnlich peinliche Neuigkeiten aus der Heimat. In Vaduz hatte es eine 0:3 Niederlage gegen den Tabellenletzten abgesetzt. Damit sind wir bei 14 Gegentoren in den letzten vier Spielen, welche allesamt auch verloren gingen, angelangt. Insgesamt war dies heute zudem der 7. (erfolglose) Anlauf, den FC Vaduz ein erstes Mal zu schlagen. Offenbach, I feel you.