Keine andere Stadt der Welt hat 2023 so viele Touristen empfangen wie Istanbul. Mit über 20 Millionen Besuchern rangiert die türkische Metropole noch vor London, Paris oder New York. Die wenigsten davon dürften während ihres Aufenthalts einen Stopp in Maltepe eingelegt haben, einer der 39 Stadtbezirke, welche zusammen die vor 40 Jahren gebildete «Grossstadtgemeinde» (Büyükşehir belediyesi İstanbul) mit rund 15 Millionen Einwohnern bilden. Am ehesten noch erhaschen die Touristen einen Blick auf den unscheinbaren Vorort (mit einer halben Million Menschen), wenn sie von Büyükada, der grössten der Prinzeninseln (Adalar) vor der Küste im Marmarameer, mit der Fähre zurück ans Festland übersetzen.

Entsprechend überrascht zeigt sich der Rettungssanitäter, der uns vor Anpfiff in gebrochenem Englisch spasseshalber durch einen Seiteneingang ins Stadion lotsen will, als wir ihm klarmachen, dass wir tatsächlich dieses Spiel anvisiert haben. Tickets scheint es seit einigen Jahren nicht mehr zu geben und bei einer Anstosszeit um 15 Uhr an einem Dienstag fehlt auch von «Asi Dramalilar», der Fangruppe von Maltepespor, die einst mit über 100 Anhängern die Westtribüne des nach dem früheren Bürgermeister benannten Hasat-Polat-Stadions bevölkert hatte, jede Spur. So bleibt es bei einzelnen Wortgefechten in der Schlussphase, welche die 220 Zuschauer wahlweise mit dem Schiedsrichter oder den gegnerischen Spielern austragen. Dabei hätten sie allen Grund zur Freude: Die Hausherren hatten einen Blitzstart hingelegt und bereits nach 18 Minuten mit 4:0 geführt. Obwohl Maltepespor den Gästen in der Folge das Spielfeld weitgehend überlässt, resultiert am Ende ein 4:2-Sieg. Damit festigen die Grün-Roten in der ersten von zwölf Gruppen der fünftklassigen «Bölgesel Amatör Lig» ihren Platz in der Verfolgergruppe.