Zu den «affected parties» im Entschuldigungsschreiben der Moroka Swallows dürfen auch wir uns zählen. Ein ungelöster Disput zwischen der Mannschaft und der Vereinsführung zwingt den südafrikanischen Erstligisten zur kurzfristigen Absage der beiden letzten Spiele des Jahres. Die interne Fehde des Klubs macht uns gleich einen doppelten Strich durch die Rechnung: Nebst dem Auftritt bei den Mamelodi Sundowns, für den wir bereits am Ticketschalter stehen, verpassen wir auch das anschliessende Heimspiel der Swallows.
Zum Glück trägt mit den Sundowns immerhin ein Team aus dem Nordosten Südafrikas vor dem Jahreswechsel noch ein Heimspiel aus, das sich mit einigen Änderungen in den Reiseplan einbinden lässt. Ein Besuch bei Mamelodi, der «Mother of Melodies» aus dem gleichnamigen Township nordöstlich von Pretoria, klingt vielversprechend, schliesslich ist der Klub nicht nur Tabellenführer und Rekordmeister, sondern nebst den Orlando Pirates auch der einzige südafrikanische Sieger der Champions League. Trotzdem lockt die Partie gegen Polokwane City lediglich 5450 Zuschauer ins Loftus-Versfeld-Stadion. Die Gründe dafür finden sich in den gestiegenen Ticketpreisen und der hohen Preiselastizität im südafrikanischen Fussball. Seitdem die Tore auch bei grossem Andrang nicht nach einiger Zeit geöffnet werden, meidet eine Mehrheit der Fans den Stadionbesuch. So ist in der imposanten WM-Spielstätte von 2010 mit den Bulls denn auch das Rugbyteam Pretorias deutlich präsenter. Immerhin benötigt die Schiedsrichterin beim chancenarmen 0:0 für die Annullierung des vermeintlichen Siegtreffers der Sundowns derart viel Zeit, dass wir dennoch in den Genuss eines ausgelassenen Torjubels in Gelb-Grün kommen.
Die Hauptstadt Südafrikas ist wesentlich sicherer als ihr Nachbar Johannesburg und verfügt etwa mit den Union Buildings, dem halbjährigen Regierungssitz, auch über konkrete Sehenswürdigkeiten. Nichtsdestotrotz müssen wir nach einem kurzen Fussmarsch im Quartier Sunnyside bei einem aus den Hosentaschen eines Einheimischen gekramten Messer erkennen, dass das einstige Studentenviertel seinem Namen kaum mehr gerecht wird und mit der «University of South Africa» eine der weltweit grössten Universitäten scheinbar zurecht mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hat.
Auch in den Folgetagen ist uns das eingangs erwähnte Spielplan-Glück nicht hold: Der Fussballverband von Lesotho vertagt kurzfristig eine gesamte Runde der nationalen Liga und nimmt stattdessen eine Einladung der «Bafana Bafana» für zwei Testspiele im Zuge deren Vorbereitung für den Afrika Cup an. Ein Glück bietet der Süden Afrikas auch ohne Fussball weit mehr als Rooibos-Tee, Loadshedding und als Bäume getarnte Mobilfunkmasten.